Habt ihr schon einmal versucht, im eigenen Garten so richtig Urlaub zu machen? Mit so richtig meine ich, den ganzen Tag faul herum zu liegen mit einem guten Buch oder einfach mal in der Liege im Schatten zu dösen. Sich die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen, die mit den eigenen Händen geschaffene Umgebung einfach nur zu genießen. Habt ihr?
Wir sind gerade dabei bzw. wir versuchen es. Die Voraussetzungen sind gut: Das Wetter ist halbwegs sonnig und warm, es gibt für jede Tageszeit und für alle Anforderungen an Schatten oder Sonne genug lauschige Plätze im Garten, es gibt einen Pool zum Abkühlen und Rumhängen, der Kühlschrank ist gefüllt, im Keller wartet ein gutes Tröpfchen (oder auch mehrere), spannende Bücher liegen griffbereit, es herrscht Ruhe.
Man liegt nach einem ausgedehnten Frühstück gemütlich in der Liege, hat es sich gerade bequem eingerichtet, da fällt der Blick auf die vielen abgeblühten Rosen. Sollte frau schneiden, damit der Blütenzauber anhält. Macht frau aber nicht, ist ja Urlaubszeit. Überhaupt, so viele verblühte Stauden, schaut schon gar nicht mehr schön aus. Naja, das muss warten – Urlaub! Ohje, der Wermut samt sich gleich aus! Der innere Zeigefinger geht hoch: Frau übe sich in Gelassenheit! Und erst das Unkraut, äh, Beikraut, das wächst ja wie irre, wenn frau mal eine Woche lang nichts tut. Beängstigend, wie schnell die lieben Beikräuter den Garten als Ganzes übernehmen würden! Naja, in einer Woche schaffen sie das nicht, sind dann aber bestimmt besser zu zupfen, weil ja kräftiger und größer. Also schön liegen bleiben, Buch aufklappen, lesen. – Sonne, Durst. Ein kühles Getränk muss her.
Was einem da quasi so über den Weg läuft!
Eine ganze Menge praller, reifer Brombeeren. Wär‘ doch schade, die verkommen zu lassen, sind ja schnell gepflückt, püriert und eingefroren für die Fruchweinmaische im Winter. Gesagt, getan. Auf zum kühlen Getränk!
Ach, schön! Der Holler ist schon reif. Aber da sind ja schon die Vögel ganz eifrig bei der Sache! Geht doch fix: Pflücken abrebeln, rein in das Ansatzglas, Gewürze dazu, Zucker, Wodka drüber und schon ist der Likör angesetzt.
Was wollte ich? Ah ja, was trinken!
Wow! Die ersten Fatalii sind reif. Überhaupt ein super Chili-Jahr heuer. Auch an den anderen Pflanzen leuchten sie rot, lila, gelb und orange. So viele neue Sorten. Bin neugierig, muss ich alle probieren, sollen doch nicht an den Pflanzen vergammeln! Schnell abgeschnitten und rein in den Liegestuhl zum Auffädeln. Die fertigen Chiligirlanden noch ans Esszimmerfenster zum Trocknen hängen, fertig. Und jetzt endlich was trinken. Mmh, sehr erfrischend. Apropos, die Stangenbohnen brauchen auch dringend eine Erfrischung, die tragen so viel, dass der Wasserbedarf ganz enorm ist. Nur rasch den Schlauch aufgedreht und gegossen. Meine Güte, sind da aber viele dran. Länger sollten die nicht mehr hängen.
Abernten ist schnell erledigt, kurz blanchieren und ab in die Tiefkühltruhe. Ein gutes Gefühl, muss ich im Winter nur rausholen und schon ist eine köstliche Beilage fertig.
Glas schnappen und auf zur Liege, da wartet das Buch!
Ach was, nur noch schnell ein paar Tomaten für’s Abendessen reinholen, wenn ich schon dabei bin. Dann muss ich nachher nicht wieder herumrennen.
Wahnsinn, die reifen um die Wette! Ich liebe Tomaten! Rasch zwei große Schüsseln geholt, durchgepflückt. Einkochen ist keine große Sache, so nebenbei kann ich noch den Dörrapparat befüllen, lässt sich ja auch ganz fein mit den getrockneten Tomaten kochen. Mmh, riecht wieder gut in der Küche.
So spät schon? Uije, jetzt aber raus – Urlaub!
Da ich schon dran vorbei muss, könnte ich auch gleich noch das Basilikum für die abendliche Tomatensoße schneiden. Mit dem Saftglas und der Schere in der Hand, die Schüssel unter den Arm geklemmt, ein Blick auf die Basilikumwälder in den Tomatentöpfen. Noch nie habe ich so große Basilikumblätter gesehen und noch nie so hohe Basilikumpflanzen. Ganz wunderbar gewachsen heuer, auch das rote. Kein Wunder, bei der vielen Sonne. Aber schon ganz schön hoch… Und fast alle blühen schon. Blöd, da sollte ich sie dringend ernten und einfrieren, sonst sind sie bald hinüber.
Im Handumdrehen ist die Schüssel voll, die Basilikumpflanzen schauen aus, als hätte ich eben nur mal ein wenig davon abgeknipst. Könnte vielleicht auch noch Pesto machen, das mögen wir doch so gern.
Puh, jetzt war ich aber schnell, muss mich ja beeilen, ist ja Urlaub 😉
Und jetzt aber ab in die Liege – was hab ich gerade gelesen? Am besten ich überflieg nochmal die letzten paar Seiten. Vielleicht vorher noch ein wenig die Füße vertreten, nach dem langen Stehen in der Küche?
Danke euch allen für die netten Urlaubswünsche! Am Buch war’s nicht gelegen, das war sehr spannend. Das zweite hab ich auch schon ausgelesen. War also doch ein wenig faul.
Mit dem Gemüse ist das so eine Sache: Ich kann mittlerweile gut zuschauen, wenn andere Arbeiten im Garten liegenbleiben, aber Gemüse und Früchte kann und will ich nicht vergammeln lassen. Außer ein paar Beeren, da freuen sich dann die Vögel drüber.
Liebe Grüße, Margit
Köstlich, damit meine ich nicht nur deine Früchte, sondern auch deinen Schreibstil.
Bist du mit dem Buch jetzt eigentlich schon weitergekommen?
..auch ich wünsche Dir einen schönen Urlaub und wer sagt denn, dass unbedingt ein Buch dazugehört?
Hab mich köstlich amüsiert, liebe Grüße, Heidi
Gut, wenn Sisah das Fotografieren auch zur Gartenarbeit zählt, dann verbringe ich auch reichlich Zeit „arbeitend“ im Garten. Allerdings, wenn es Wetter & Zeit zulassen, danach auf dem Liegestuhl mit Laptop: Fotos sichten & sortieren.
Ich wünsche Dir jedenfalls einen sehr schönen Urlaubstag, so wie er Dir gefällt. Wahrscheinlich gehört ja „mal eben schnell“ ganz selbstverständlich zu Deiner persönlichen Vorstellung vom Gärtnern. Sonst wäre das Thema wohl kaum so spritig rüber gekommen.
Liebe Grüße Silke
Ich habe ebenfalls geschmunzelt, obwohl ich gar kein Liegestuhl-Typ bin. Wir haben bloss einen und den benützt die Tochter. Ich sitze zwar ab und zu im Garten, aber dann bei einem Glas Wein mit Familie oder Freunden. Ferien daheim im Garten bedeutet für mich mehrheitlich einfach alles etwas gelassener zu nehmen, aber doch in meiner grünen Wildnis zu werkeln (habe ja mehr Zeit dazu als während der Schulzeit). Gelesen wird abends und vorallem vor dem Schlafengehen. Aber vielleicht kommt die Liegestuhl-Zeit auch noch bei mir, wer weiss?!
LG, Barbara
Köstlich geschrieben, liebe Margit und sooo gut nachvollziehbar. Das einzige Mal, dass ich wirklich untätig im Liegestuhl liegen konnte, war in den Wochen als erst die rechte Hand, dann die linke frisch operiert waren. Aber trotzdem ist es irgendwie Urlaub – oder nicht? Besser frau ist mit Freude im eigenen Garten aktiv als dass sie sich am überfüllten Strand langweilt. Und es klingt nicht so, als ob du es ungern getan hättest.
Lieben Gruß
Elke
Deine Parasitenthese (Kommentar bei Wurzerl) hat mir gut gefallen, so dass ich mal schauen musste, wer da schreibt, und was ich sehe und lese gefällt mir ebenso.
Du beschreibst sehr anschaulich, wie unmöglich es für uns Gartenverrückte ist im Garten zu liegen und zu sitzen und sich auf ein Buch zu konzentrieren. Es geht(meistens)nicht!Silke steht garantiert auch von ihrem Liegestuhl nach einer halben Stunde auf und fotografiert oder zupft oder mal dort….oder sie hat das Abschalten schon trainiert!
Bücher lese ich deshalb immer drinnen auf der Couch oder Abends vor dem Schlafengehen.
Zu allem ‚Übel’habe dann auch noch das Fotografieren wiederentdeckt. Seit ich eine Digikamera habe, wird es dann noch unmöglicher einfach ruhig im Garten herumzusitzen, man ist ständig auf Motiventdeckungsreisen, was dann wiederum vom eigentlich geplanten Unkrautjäten abhalten kann.
Du bist in der beneidenswerten Lage einen Gemüsegarten zu haben.
Unser Platz ist beschränkt, aber ein wenig ist doch auch hier immer zu ernten, das braucht die Bäuerinnenseele wohl in mir!
Wenn Du nichts dagegen hast, werde ich häufiger hereinschauen, um zu sehen, was die Ernte macht.
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Bin ich jetzt eine Gartenverwahrloserin, wenn Wurzerl meint jeder habe das schon alles erlebt?
Gut, Dein Garten benötigt im Moment ja auch die eingreifende Hand, denn Obst und Gemüse bewußt anzubauen ohne es zu verwerten wäre ja sinnlos.
Unser Gemüseanbau hatte schon vor Jahren, als der Garten noch freier war, keine sonderlichen Erträge gebracht. Daher gaben wir es dann ganz schnell wieder auf. Die damals bereits vorhandenen Beerensträucher reichen für das „von der Hand in den Mund leben“ und die Obstbäume teilen wir uns gern mit den Vögeln.
Ich kann sehr wohl zur Zeit fast ganz entspannt im Liegestuhl liegen und unseren Garten in Ruhe genießen. Bis auf das Wässern einiger Pflanzen und das Schneiden von ein paar Zweigen, die mir den Weg zu sehr versperren, darf er wachsen und wuchern. Der Übergang von üppiger Blüte zu vertrockneten Saatständen passt recht gut zu unserem Garten. Also werden viele der anstehenden Arbeiten ganz gelassen auf den Herbst/Winter verschoben, wenn das Liegen im Liegestuhl eh‘ nur noch in dicker Kleidung möglich ist.
Hoffentlich bleiben Dir in Deinem Urlaub trotzdem noch ein paar schöne Stunden im Liegestuhl, Zeit die Früchte Deiner Arbeit zu genießen und das gute Tröpfchen dann tatsächlich abends aus dem Keller zu holen, anstatt nur müde von der Gartenarbeit ins Bett zu fallen. Aber wenn Du müde wärst, würdest Du nicht um 1:32 Uhr noch Kommentare schreiben…
Liebe Grüße Silke
Oh mei Margit, ist Dein Urlaubs-Buch soooo langweilig? Halleluja, habe ich jetzt gelacht, ich glaube jeder, der diesen Post liest grinst und sagt, „genauso ist es, habe ich auch schon alles erlebt! Nett erzählt.
Ich wünsche Dir trotzdem einen schönen Urlaub zuhause.
Liebe Grüße Wurzerl