Category Archives: Essbares (Gemüse/Kräuter/Früchte)

Die Geschichte mit den Melonen

Angeblich ist hier im Osten Wiens das Klima recht freundlich zu südlicheren Gewächsen. So heißt es zumindest. In den meisten Jahren bestätigen meine Paradeiser das gerne.
Und so liegt es nahe für neugierige Gärtnermenschen, irgendwann einmal auch Melonen anzubauen. In diesem Jahr war es so weit: Ich schritt zur Tat. Im Winter machte ich mich schlau, welche Melonensorten eine kurze Reifezeit hätten und besorgte Samen je einer Zucker- und einer Honigmelone.

2010-10_Mel05wzSchon beim Keimen zickten die Melonen. Das hätte mir eine Warnung sein müssen. Irgendwann dann erwiesen sie mir doch noch die Gnade, ihre zarten Keimblättchen aus der Samenhülle. zu schieben. Gedankt sei’s den Melonen.

Vielleicht nahmen sie mir übel, dass ich zwischenzeitlich, in ihrer frühkindlichen Trotzphase, noch im Samenstadium, nicht mehr an sie geglaubt hatte. – „Nein, ich streck‘ meine Blätter nicht raus.“ „Doch, das machst du!“ – Jedenfalls kaufte ich in meiner Verzweiflung eine Wassermelonenpflanze und stellte sie ihnen als großes Vorbild vor die Nase.

Sie wurden gehätschelt bis zum Auspflanzen – jeden Tag morgens an die frische Luft, zum Nächtigen wieder in geschütztere Gefilde. Sie dankten es mit zögerlichem Wachstum. Und dann war es so weit: Anfang Juni wurden sie ins Freiland entlassen. Durften in bester Hügellage residieren mit schöner Aussicht auf duftende Rosenbeete und Kräuter.

Nun ja, der Juni… Es gab ein wunderschönes, langes Wochenende. Immerhin.

Die Melonen in ihrer prachtvollen Hügelvilla waren gnadenlos den Regenfällen und den kalten Temperaturen ausgesetzt. Wer dämmt schon eine Villa in eigentlich sonniger Südlage?

2010-10_Mel03wzDer Sommer, nun ja. Durchwachsen, sehr durchwachsen.
Und die Villenbewohner?
Die froren, waren ständig durchnässt, blühten unwillig. Die paar Früchte, die sie ansetzten, blieben lange Zeit winzig. Gegen Ende des Sommers erst legten sie an Umfang zu. Und unter dem massenhaften Blattgewirr von drei Melonenpflanzen tauchten immer mehr kugelige und ovale Melonen auf. Neugierig wurden sie umschlichen. Jeder Zentimeter Wachstum registriert. Sie wurden beklopft und beschnuppert.

2010-10_Mel02wzEndlich! Duft! Ein untrügliches Anzeichen von Reife.
Die erste Melone wurde geerntet. In der Küche noch zwei Tage gelagert und dann angeschnitten. Ihr Aussehen war tadellos. Auch unter der schicken Hülle. Aber wie so oft: Hinter einer schönen Fassade verbirgt sich – nichts. Der Geschmack: fade.
Die anderen Früchte ließen wir dann in aller Ruhe auf ihrem Hügel residieren, bis das Laub zu welken begann. Noch einmal wurde der Anschnitt zelebriert. Das Ergebnis: fade.

Blieb da noch die eine einzige Wassermelone, die die Vorbildpflanze anzusetzen sich herabgelassen hatte. Die schwoll an bis fast zur Größe eines Fußballs. Da lag sie zwischen all den welken Ranken der anderen Melonenpflanzen und schrie: Ich!

2010-10_Mel04wzWir erhörten sie, zögerlich schnitten wir in ihr Fleisch. Holten ein Stück heraus. Köstlich!

2010-10_Mel01wzNur wer isst jetzt den fast fünf Kilo schweren Rest?

Fazit: Melonenanbau ist müßig. Das sind zickige Geschöpfe, die mit dem gnadenlos rauen Klima im Osten Wiens nicht zu Recht kommen.
Fazit Nachtrag: Wer mag schon Melonen-Marathon-Essen im grauen Herbst? Melonen sind etwas für den Hochsommer. Lieber ab und zu eine importiere Melonenhälfte im Juli kaufen, wo sie wenigstens nur aus Italien anreisen müssen, als bis Ende September auf ein Wunder warten.

Rettet das Basilikum!

Basilikum ist sehr kälteempflindlich. Temperaturen gegen null Grad machen ihm den Gar aus. Wer noch Basilikum im Garten, in Töpfen oder Balkonkästen hat, sollte es spätestens jetzt abernten und den würzigen Geschmack für den Winter bewahren.

2010-10-13_03wzIn unserem Vorratskeller finden sich mittlerweile jede Menge kleiner Gläschen mit Basilikumpesto – in unterschiedlichen Farben.

Dazu die Blätter waschen, unbedingt gut trocknen lassen und dann mit einigen Knoblauchzehen, Pinienkernen, Mandeln oder Nüssen zusammen mit Öl und Salz pürieren. Mit dem Pürierstab geht das ganz fix. Mit der Zugabe von Parmesan bin ich zurückhaltend, da ich befürchte, er könnte die Haltbarkeit verkürzen.

2010-10-13_01wzDie Masse in kleine, saubere Gläser abfüllen, die Ränder sauber abwischen, das Pesto mit einer Schicht Olivenöl bedecken und fest verschließen. Die Gläser kühl lagern. Angebrochene Gläser immer mit einer Schicht Öl bedecken und bis zum Verbrauch im Kühlschrank aufbewahren.

Wer keine Möglichkeit zur kühlen Lagerung hat, kann das Pesto in kleinen Dosen oder Gläschen einfrieren. Auch bei dieser Methode gebe ich den Parmesan erst direkt beim Verbrauch dazu.

2010-10-13_02wzAlso, ab in den Garten oder auf den Balkon: Rettet das Basilikum!

Urlaub im Garten: Es geht!

Urlaub im Garten.
Ich hab’s gelernt. Es geht.
Faul sein zu Hause, das funktioniert.

2010-08-17_01wzDen ganzen Tag im Liegestuhl, viele Bücher lesen, Cocktails schlürfen,
abkühlen in der Gartenbadewanne,
abends lange auf der Terrasse bei einem guten Glas Rotwein den Grillen lauschen.
Und keine Gartenarbeit machen.
Das Geschaffene einfach genießen.

2010-08-17_02wzDem „Unkraut“ beim Wachsen zusehen.
Den Stachelbeeren beim Reifen
– und nur die ernten, die man gerade essen mag.
Den Rest bekommen eben die Vögel.
Zu viele Gurken? Man müsste sie einlegen?
Jetzt nicht. Jetzt ist Urlaubszeit.
Selber schuld, was müssen sie auch jetzt wie die Verrückten wachsen.
Ich ernte nur, was wir auch sofort essen.
Einzig die Töpfe alle zwei Tage gießen. Zu zweit schnell erledigt.

2010-08-17_08wzAb und zu inspirierende Ausflüge in die Umgebung
– es gibt hier soviel zu entdecken!
Dann wieder im Garten lümmeln.

2010-08-17_04wzBeobachten.

2010-08-17_03wzStill sein.

2010-08-17_06wzLesen.

2010-08-17_05wzHerrlich!

Vor einigen Jahren konnte ich das noch nicht. Jetzt schon.
Das ist etwas Wichtiges, das ich vom Garten gelernt habe
– wenn nicht die wichtigste Gartenlehre überhaupt:
Gelassenheit.
Den Dingen ihren Lauf lassen.

2010-08-17_07wzWoanders urlauben?
Ja, vielleicht im trüben November. Wenn der Garten ruht.

Zitronenmelissen-Sirup

Weil ich so oft danach gefragt werde, hier mal mein Rezept für

Zitronenmelissen-Sirup

Zutaten:
Sehr viele Zitronenmelissenblätter samt der Stängel (Je mehr Kräuter genommen werden, desto intensiver der Geschmack, desto mehr kann man den Saft mit Wasser verdünnen – und trinkt somit weniger Zucker pro Glas.)
2 l Wasser
1,5 kg Zucker
40 g Zitronensäure

Zubereitung:
Kräuter in einen großen Topf geben.
Das Wasser aufkochen und über die Kräuter gießen.
Zucker und Zitronensäure zufügen und beides auflösen.
24 Stunden zugedeckt stehen lassen.
Dann Flüssigkeit durch ein Tuch abseihen, Kräuter richtig gut auspressen.

Den Saft unter Rühren aufkochen und in saubere, vorgewärmte Flaschen füllen, sofort verschließen.

Haltbarkeit:
Locker ein Jahr

Anstatt (oder gemischt mit) Zitronenmelisse lassen sich auch verwenden:
Alle Arten von Minze, Zitronenverbene, Ananassalbei, Fruchtsalbei, Monarde, Zitronenbasilikum etc.

Dieser Sirup ist unser absolut liebster Durstlöscher – einfach ein bisschen was davon in ein Glas und mit kaltem Leitungswasser aufspritzen.

Extreme

Bisher war dieses Jahr durch Extreme gekennzeichnet – extrem langer, ungewöhnlich kalter Winter. Übergangslos begann der Frühling. Der hatte aber nur Unmengen von Regen zu bieten, Stürme und Kälte. Das zog sich hin bis weit in die zweite Junihälfte. Dazwischen waren zwei mal drei schöne Tage – einmal hatte ich lieben Besuch, die anderen verbrachte ich vorwiegend in meiner Badewanne. Dann kam die Gelsenplage über uns und ein enorm schwüles, drückendes Wetter. Das Haus ohne Gelsenspray zu verlassen ist nach wie vor nicht ratsam, außer man möchte mal auf andere Art Blut spenden. Und jetzt ist es seit fast zwei Wochen heiß. Naja, das ist untertrieben: Es herrscht drückende Hitze. Ständige Temperaturen weit über 30 Grad. Heute 37, morgen auch. Und kein Tröpfchen Regen in Sicht.

Irgendwie hat mir das alles ein wenig die Lust am Bloggen – und zeitweise auch am Garten – verdorben. Nun hier ein Nachtrag im Zeitraffer:

In der vorletzten Juni-Woche bekam ich Besuch von meiner Schwester. Das Haus ohne lange Ärmel zu verlassen, war leider nicht möglich! Aber immerhin hat es nicht geregnet…

2010-07-14_01wzAn den alten Seitenarmen der Donau waren fast alle Uferböschungen geflutet. Der Wasserstand war zwei Monate lang enorm hoch. In unserer ganzen Gegend sahen die Mais- wie Reisfelder aus.

Die Rosenblüte war kurz.
Kaum erblüht schon wieder zermatscht.
Matsch gefolgt von Mehltau, Sternrußtau und Blattläusen.

2010-07-14_02wzDer Regen war gar nicht nett zu den duftenden Schönheiten. Viele stehen jetzt recht nackt im Garten.

Am ersten Juliwochenende fand wie immer „Das Konzert in der Au“ bei uns im Ort statt. Klassik mitten in der Natur, vor einem Altarm der Donau. Im Hintergrund wird gezirpt, die Vögel begleiten die Musik mit ihrem dezenten Gesang. Einfach wunderschön.

2010-07-14_03wzIn diesem Jahr mit dem Mozart Requiem. Ein ganz besonderes Erlebnis. Und mit Gelsenspray eingesprüht von oben bis unten konnte ich es auch richtig genießen.

Trotz des gar nicht so günstigen Wetters durfte ich auch schon einiges ernten. Jede Menge Salate, Kohlrabi in rauen Mengen, Mangold, Guten Heinrich, Spargelsalate, Spargelerbsen, Kräuter für den Wintervorräte, die ersten Gurken und die ersten kleinen Tomaten – heuer ein Monat später als üblich.2010-07-14_03awz

Die Zuckerschoten machen mir in diesem Jahr viel mehr Freude, da sie an den neuen Gittern wesentlich einfacher zu ernten sind. Bald sind sie abgeerntet, dann kann ich die Gitter einfach rausnehmen und für ihren Einsatz im nächsten Jahr in der Garage lagern.

Die weißen und roten Ribisl (Johannisbeeren) sowie die Jostabeeren sind seit einer Woche abgeerntet. Ich habe viel zu lange mit dem Ernten gewartet, einige waren schon überreif und sind abgefallen. Aber die Gelsen sitzen zuhauf in den Sträuchern und das Ernten war kein Vergnügen.

2010-07-14_04wzTrotzdem konnte ich ein paar Flaschen mit dem Saft der Ribisln füllen. Im Winter mag ich ihn besonders gerne.

2010-07-14_05wzJetzt trinke ich lieber erfrischenden Zitronenmelissen- oder Minzesirup. Auch davon sollte ich endlich alles abernten. Aber bei der Hitze…!
In zwei, drei Tagen sind dann die schwarzen Ribisl dran mit der Ernte. Die werde ich auch entsaften. Ich mag gar nicht dran denken bei 37 Grad Außentemperatur in der Küche den Dampfentsafter anzuwerfen.

Allen, die mir zwischendurch Mails geschickt haben oder nachgefragt habe, ob’s mir auch gut geht: Danke euch herzlich für eure lieben Gedanken und eure Fürsorge!