Category Archives: Essbares (Gemüse/Kräuter/Früchte)

Vor die Tür gesetzt

habe ich in den letzten beiden Tagen die ersten Paradeiser, Chilis und Paprikas.

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In jedem Topf dürfen je eine Tomate und eine Chili oder Paprika Platz nehmen.

Zwar bin ich erkältet und habe keine Stimme, aber das Auspflanzen ist keine anstrengende Arbeit, sobald die Töpfe einmal vorbereitet sind. Und das habe ich schon in den letzten Wochen sukzessive getan.

Die Wetterprognose ist so gut, dass ich die geschützt auf der Terrasse oder vor Hauswänden stehenden Pflanzen endlich ins Freie entlassen konnte. Nur einmal noch soll die Temperatur nachts auf 9 Grad runtergehen. Das halten die jungen Erwachsenen spielend aus, wo sie doch schon wochenlang auf ihr Leben in der großen Welt vorbereitet wurden.

2015-05-06_03wzDie ungeschützt im Gemüsegarten wachsenden Tomaten müssen noch warten, bis der angekündigte Regen vorüber ist, dann beginnt auch für sie der Ernst des Lebens.

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Vor den Töpfen all die Pflanzen, die in ihren Anzuchttöpfchen noch immer auf die große Freiheit warten.

Zum Auspflanzen der Tomaten habe ich vor einigen Jahren schon einmal einige Tipps gegeben, nachzulesen im Beitrag „Der Geschmack der Freiheit„.

Ich hoffe nun, die Pflanzen fühlen sich wohl in ihren neuen Wohnungen und liefern viele Früchte und Freude! Mit dem Blühen haben ja einige schon vorher angefangen. Die ersten Blütenansätze gab es bei der Gelben Johannisbeertomate und der Ampeltomate rosa.

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Blüte der Gelben Johannisbeertomate

Und ich hoffe, sie haben meine Beschwörungen gehört, sich nur ja anständig zu benehmen in der Welt der Erwachsenen. Laut sprechen konnte ich ja nicht, also musste ich quasi Gedankenmurmeln. Vermutlich verstehen sie das aber genau so gut.

Wildes Ernten

In diesem Jahr geht es uns wirklich gut. Den ganzen Winter über konnte ich Salate und Kohl aus dem Garten ernten und schon bald im Jahr beschenkte uns die Natur mit ihren Gaben. Das erste, das ich alljährlich in der Au suche, ist wilder Lauch, wenn er gerade aus dem Boden kommt, noch ganz zart im Geschmack. Dann folgt die Bärlauchsaison, es gibt Bärlauchrisotto, Bärlauchknödel, Bärlauchgnocchi, Bärlauch in Salaten, auf Brote usw. Aber die Natur bietet noch viel mehr.

Besonders im Frühling liebe ich Wildkräutersalate. Dafür eignen sich sehr viele Kräuter. Ich mag am liebsten eine Mischung aus Vogelmiere, Knoblauchrauke, etwas Giersch, Löwenzahn- und Gänseblümchenblättern. 2015-04-23_03wzWirklich sensationell ist, wieviel Lauch in der Au zu finden ist. Richtig dicke Stangen! Sie schmecken etwas kräftiger als Frühlingszwiebeln. Es gibt mehrere Arten von wildem Lauch, aber ich kenne mich botanisch leider zu wenig aus, um sie benennen zu können.

2015-04-23_02wzZum ersten Mal probiert haben wir heuer Hopfensprossen, früher auch als Hopfenspargel bezeichnet. Zuerst musste ich mal ein Auge dafür bekommen, wo er zu finden ist, der wilde Hopfen. Ist ja nicht ganz einfach, die zarten Triebe im Gebüsch auszumachen. Aber schnell wird man fündig, wenn man erst einmal ein geschultes Auge hat.

2015-04-23_01wz Dort, wo die Hopfensprossen mit den Fingern leicht abzuknipsen sind, ist auch die geeignete Stelle . Bis dorthin sind sie schön zart.

Derzeit ist die Au voll mit wildem Kerbel! Er steht ganz kurz vor der Blüte, also höchste Zeit, ihn zu ernten. Ich liebe Kerbel zu Spargelgerichten. Aber die Spargelsaison beginnt erst, wenn der Kerbel schon am Ende seiner Lebenszeit steht. Also habe ich einen Buschen davon geholt und klein gehackt eingefroren. Im Garten baue ich schon seit Jahren keinen Kerbel mehr an, wieso sollte ich auch!

2015-04-23_04wzDemnächst werde ich wohl wieder Löwenzahngelee machen, in meiner Kindheit einfach Löwenzahnhonig genannt. Und bald beginnt dann schon der Holunder zu blühen, die Blütenansätze sind schon zu sehen, was wieder viele Möglichkeiten eröffnet, zB für Hollerblütensirup oder Holundergelee.

Die Natur ist so großzügig und gibt uns so viel, ohne dass wir uns dafür anstrengen müssen! Wenn ich mal keine Freude mehr am Gärtnern habe oder zu wenig Kraft dafür, kann ich trotzdem weiterhin ernten. Ein schöner Gedanke!

In meiner Kindheit galt meine geliebte Tante als ein wenig sonderbar, weil sie Grünzeug aus Wald und Wiese geerntet und verarbeitet hat. Jetzt scheint es sehr schick zu sein. Zumindest gibt es eine inflationäre Anzahl von Rezepten für alles Mögliche und alle Garten- und Lifestyle-Zeitschriften sind voll mit Tipps zu Wildkräutern. Ich sehe aber nie Leute, die in der Natur etwas ernten. Außer ein paar Frauen mit Kopftüchern manchmal auf einer Wiese. Die haben, so scheint es, einen anderen kulturellen Hintergrund und zählen sicher nicht zu den Leserinnen der In-Lifestyle-Magazine.

Wie haltet ihr es mit der wilden Ernte?

Schabzigerklee (Trigonella coerulescens)

Eine Empfehlung für alle die Brot backen ist diese alte, auch unter dem Namen Brotklee bekannte Würzpflanze. Lange war sie fast vergessen. Ich habe den Schabzigerklee über die Arche Noah entdeckt und bin neugierig geworden, da sie vorrangig zum Würzen von Brotteig verwendet wird und ich unser selber Brot backe.

Der Schabzigerklee ist einjährig und völlig unkompliziert im Anbau. Ich säe immer Mitte April zwei Reihen direkt in ein Beet im Gemüsegarten. Er wird ca. 50 cm hoch und blüht in einem sehr, sehr zarten Blau. 2015-01-21_1wzSobald sich die auch für Bienen besonders attraktiven Blüten geöffnet haben, schneide ich den Schabzigerklee knapp über dem Boden ab und hänge die geschnittenen Kräuterbüschel zum Trocknen im kühlen Schatten im Haus auf.

Die Pflanzen treiben wieder neu aus und werden nochmals geschnitten, wenn sich die Blüten gerade zu öffnen beginnen. Auf diese Weise kann man zwei- bis dreimal im Jahr ernten. Ein paar Pflanzen sollte man immer unbeerntet stehen lassen, um Saatgut für die nächste Saison zu gewinnen. Lässt man den Brotklee einfach Blühen und aussamen, muss man sich um den Anbau nicht mehr kümmern. Der Schabzigerklee samt sich recht willig aus. Aber ich finde es sehr praktisch, wenn er in einer Reihe wächst, so lässt er sich besser ernten. 2015-01-21_2wzSind die Kräuterbündel rascheltrocken, zerschneide ich das ganze Kraut samt Stängel, Blättern und Blüten mit einer Schere in relativ kurze Stücke. Am besten macht man das in einer großen Schüssel, weil die trockenen Teile beim Zerschneiden nur so herumfliegen, wie es ihnen gefällt.

2015-01-21_3wzDer für den Schabzigerklee typische Geruch entwickelt sich erst beim getrockneten Kraut.

Nach dem Zerschneiden mahle ich die kurzgeschnittenen Kräuter in einer Kaffeemühle zu feinem Pulver. Achtung beim Mahlen: Der aus der Kaffeemühle aufsteigende feine Staub, kitzelt heftig in der Nase! Den Deckel also immer eine kleine Weile auf der Mühle lassen, bis sich der Großteils des aromatischen Staubs gesetzt hat, dann erst öffnen und das Pulver sofort in ein Glas mit Schraubdeckel füllen.

2015-01-21_4wzDen getrockneten Klee bewahre ich in Schachteln in einem Schrank auf und mahle immer nur zwei Gläser voll bei Bedarf. So bleibt das Aroma länger erhalten.

Der Geschmack lässt sich nicht wirklich beschreiben, er ist sehr würzig, kräftig und ganz eigen. Es duftet intensiv nach frischem Heu, wenn  man das getrocknete Kraut angreift.

Verwendet wird er in unserem Haushalt hauptsächlich zum Brotbacken. In ein Kilo Brotteig kommen ca. zwei Esslöffel gemahlener Schabzigerklee. Das ergibt dann einen sehr würzigen Geschmack. Über frisch gekochte Erdäpfel mit Butter oder in einem Rührei schmeckt er auch grandios. Aber Achtung: Der Geschmack ist wirkich sehr intensiv!

Gelbe Mondseer Melde

Über die Gelbe Mondseer Melde (Atriplex hortensis „Gelbe Mondseer Melde“) bin ich vor einigen Jahren einmal bei einem Arche Noah-Fest gestolpert. Nein, nicht wirklich gestolpert. Da war jemand so gemein und hat in meiner Augenhöhe im Shop der Arche Noah ein Sackerl mit den Samen dieser Melde untergebracht. Reine Absicht, die wussten, dass ich an diesem Tag kommen werde.

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Gelbe Mondseer Melde im Gemüsegarten in Mischkultur mit Petersilie, Tomaten und anderen Nachbarn

Ich dachte, „kenn ich noch nicht“. Und fast reflexartig schoss mein Greifarm nach vorne und schon war die Melde quasi in unserem Garten gelandet.

Wieso heißt die Gelbe Mondseer Melde eigentlich Gelbe Mondseer Melde? Ich weiß nicht so recht. Eigentlich erscheint sie mir eher quietschgrün, von mir aus noch hell-quietschgrün. Aber gelb? Nein, ich finde nicht, dass sie gelb ist. GMM_01wzJetzt einmal abgesehen von der Farbe ist sie unbestritten eine sehr ergiebige, wüchsige Gemüsepflanze, die auch mit Halbschatten sehr gut zurecht kommt.GMM_02wz Schon einige Wochen nach der Aussaat, die ab März direkt ins Beet erfolgen kann, ist die erste Ernte möglich. Man erntet die einzelnen Blätter, wenn man möchte, dass die Pflanze in die Höhe wächst oder aber man knipst den Trieb über den ersten Blättern ganz ab, dann verzweigt sich die Melde und wächst ein wenig in die Breite.

GMM_03wzAm zartesten, und daher auch bestens für Salat geeignet, sind die ganz jungen Blätter. Ältere Blätter lassen sich wie Spinat verwenden und schmecken sehr gut.GMM_04wzDie Blätter werden richtig groß! Im Gegensatz zur Roten Melde, die ich auch anbaue, bei der sie eher klein bleiben.  Die Blätter werden mit zunehmendem Wachstum auch ein wenig gewellt, nicht so glatt und glänzend wie bei der Roten Melde. GMM_05wz Die Gelbe Mondseer Melde, eine Lokalsorte aus dem Raum um den Mondsee im schönen Oberösterreich, meinem Heimatbundesland, befindet sich angeblich seit  mindestens 80 Jahren im Anbau (Quelle: Arche Noah). Sie ist einjährig, samt sich aber, wie alle Melden, sehr gerne selber aus. – Und sie geht gerne fremd. Wenn man also mehrere Meldensorten im Garten sortenrein weitervermehren möchte, muss man Vorkehrungen treffen. Lässt man sie aussamen, hat man unglaublich viel Nachwuchs, der mir aber noch nie lästig wurde. Einige Pflanzen lasse ich weiterwachsen, die ganz jungen ernte ich und lasse den Rest als Mulch auf den Beeten liegen.

Meiner Einschätzung nach wird die ausgewachsene Gelbe Mondseer Melde ca. 1,3 – 1,4 m hoch und ist, im Gegensatz zu manchen Beschreibungen, bei uns hier trotz viel Wind recht standfest.GMM_06wzDer einzige Nachteil: Die schwarzen Blattläuse sind ganz verliebt in die Gelbe Mondseer Melde. Wahrscheinlich, weil sie auf den hell leuchtenden Blättern besonders gut zur Geltung kommen.

Tomatensorten: Anna Russian

Die Anna Russian hat mich von Anfang an mit ihrer schönen Erscheinung und wegen ihres Namens bezaubert. Die Früchte dieser Stabtomate sind rosarot bis weinrot und in den meisten Fällen herzförmig.

2015_AR01wzAber auch leicht gerippte, eher runde und einige recht unförmige sind dabei.

2015_AR03wzDie Form variiert also, der Großteil jedoch ist herzförmig mit einer ausgeprägten Spitze.

2015_AR02wz Wie der Name schon sagt, ist die Heimat der herzigen Anna Russland. Das von mir verwendete Saatgut ist jedoch nicht ganz so weit gereist: Ich habe die ersten Samen der Anna Russian von Anja bekommen.

Anna Russian scheint verwandt mit dem Ochsenherz-Typ zu sein, läuft aber in anderen Beschreibungen unter „Stabtomate“. Die Ochsenherzen werden hingegen den Fleischtomaten zugerechnet.

2015_AR05wzLeider scheint sie recht anfällig für Rissbildung zu sein, was besonders bei wechselhaftem Wetter zum Problem werden kann. Wenn es nach einigen heißen Tagen abkühlt und regnet, platzen sogar die grünen Früchte gern auf und beginnen dann oft auch an den aufgeplatzen Rissen zu faulen.

Der Geschmack ist recht süß, mild, die Früchte sind sehr fleischig und haben wenig Kerne. Das Fruchtfleisch ist relativ fest. Also perfekt zum Aufschneiden.

2015_AR06wzDie Anna Russian gehört zu den sehr fleißigen Tomaten: Sie trägt unermüdlich und wird auch sehr hoch, wenn man sie lässt. Bei mir durfte sie erst an einem zwei Meter hohen Stab hochwachsen, dann habe ich sie oben an einer horizontal gespannten Schnur weiter gezogen.

2015_AR04wzVon der Braunfäule wurde sie 2012 relativ früh schon befallen. Ich habe die betroffenen Blätter rasch entfernt und abgewartet. Sie hat sich tatsächlich wieder erholt und ist nach einer kurzen Schockstarre weitergewachsen und hat noch gesunde Früchte hervorgebracht.

2013 war der Ertrag der russischen Anna besonders groß: Sie hat uns neben vielen normal großen Tomaten sogar mit einer 500 g schweren Frucht beschenkt. Und so hat sie sich trotz ihrer Anfälligkeit für Rissbildung und Braunfäule auch 2015 wieder einen Platz im Garten gesichert.