Die unmittelbare Umgebung meines Elternhauses in Oberösterreich ist geprägt von kleinen Bächen, moorigen Wiesen und kleinen Wäldchen. Auch das Grundstück meiner Eltern wird durch ein kleines Bächlein begrenzt. Darin wuchsen – und wachsen noch immer – zahlreiche mir seit meiner Kindheit lieb gewordene Pflanzen wie Bachminze (Mentha aquatica), Sumpf-Baldrian (Valeriana dioica), Brunnenkresse (Nasturtium officinale) oder Bachbunge (Veronica beccabunga). Von meiner Tante lernte ich, sie auch zu verwenden. Die sumpfigen Stellen des kleinen Wäldchens, in dem ich mich als Kind täglich herumtrieb, waren unter anderem geprägt durch Sumpfdotterblumen, Mädesüß (Filipendula ulmaria) und Beinwell (Symphytum officinale).
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Blüte des Baldrian (Valeriana officinalis)
Als wir mit der Anlage unseres Gartens begannen, wollte ich unbedingt Platz für wenigstens ein paar dieser feuchtigkeitsliebenden Pflanzen schaffen. Vor allem für die Brunnenkresse, die ich sehr liebe. Nur wie? Daran, einen Bachlauf samt kleinem Teich mit Sumpfzone anzulegen, dachten wir im Anfangsstadium unserer Gartengestaltung nicht im Entferntesten. Zu groß schien uns so ein Projekt zu sein, zu klein der Garten, zu unerfahren wir selber. Und ich wollte ja nicht fünf Jahre auf meine Brunnenkresse warten.
Nach einigem Tüfteln Winter 2004/05 kam ich auf die Idee, ein Feuchtbeet anzulegen. In einigen Gartenforen suchte ich nach entsprechenden Informationen, aber anscheinend hatte niemand jemals so ein besagtes Feuchbeet angelegt. Na gut. Dann also einfach mal kurz nachgedacht und losgelegt. Was braucht ein Feuchbeet? Wasser natürlich, das nicht sofort versickert und laufend langsam zugeführt wird.
Im April 2005 legten wir los. Wir legten die gewünschte Größe fest und begannen Rasensoden zu entfernen und die Erde auszuheben. An einem Ende des Beetes gruben wir 25 cm tief, hier sollten die nur oberflächlich wurzelnde Pflanzen wachsen wie Brunnenkresse, Bachbunge, Bachnelkenwurz (Geum rivale). Am anderen Ende, schräg abfallend sollte die Tiefe mindestens 80 cm betragen, dort sollten tiefer wurzelnde Pflanzen ihren Platz bekommen.
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Abgeblühte Dolde der Engelwurz (Angelica archangelica)
Nach dem Ausheben der Grube verlegten wir Teichfolie darin und durchlöcherten sie „nach Gefühl“, über diesbezügliche Erfahrungen konnte uns ja leider niemand berichten. Die Löcher sollten ein langsames Versickern des Wassers ermöglichen, das durch die Teichfolie aber viel länger als normalerweise vom Gartenboden gehalten werden sollte. Nach dem Verlegen der Teichfolie begrenzten wir das Ganze erst mal mit Mähkanten und Steinen.
Als nächstes sorgten wir für die Bewässerung. Einige der Pflanzen, wie Bachbunge oder Brunnenkresse wachsen in der Natur in sanft fließendem Gewässer. Also sollte die Wasserzufuhr dort erfolgen, wo diese beiden Pflanzen geplant waren, am „seichten“ Ende des Beetes also. Hier verlegten wir Schläuche mit kleinen Bewässerungsdüsen, führten die Schläuche noch im Beet zusammen zu einem Schlauch. Dieser verläuft entlang des Feuchtbeetes zu einer Wassertonne, die etwas erhöht auf einem Sockel steht. Ist die Tonne gefüllt, wird durch den Höhenunterschied Wasser in den Bewässerungsschlauch gedrückt und durch die kleinen Wassersprenkler im festgelegten Bereich des Feuchtbeetes abgegeben. Die Tonne wird mittels Bewässerungscomputer am Wasserhahn dreimal täglich gefüllt. Das reicht auch im Hochsommer aus, damit die Wasserpflanzen sich im Feuchtbeet wohlfühlen.
Kurz nach dem Bau des Feuchtbeetes im Frühling 2005 sah es noch recht trist aus – auch sonst war ja noch kaum etwas gemacht im Garten:
Und so sah es dieses Jahr aus einer ähnlichen Perspektive hier aus:
Die Wassertonne dominiert leider noch, aber irgendwann fällt mir auch noch eine passende Verkleidung dafür ein – oder wir leisten uns mal eine schöne aus Holz gefertigte.
Anfangs war ich nicht sicher, ob Brunnenkresse und Bachbunge sich wohlfühlen würden, wenn sie nicht direkt in fließendem Gewässer stehen. Glücklicherweise tun sie das aber und gedeihen prächtig. So – siehe nachstehendes Bild – hatte sich das Feuchtbeet bereits nach einigen Monaten, im Sommer 2005, entwickelt.
Mittlerweile sind ins Feuchtbeet jede Menge Pflanzen eingezogen. Am „seichten“ Ende Brunnenkresse, Bachbunge, Bachnelkenwurz, einige Schlüsselblumen, anschließend dann der rot geaderte Blut-Sauerampfer (Rumex sanguineus), gelbe Sumpf-Schwertlilien (Iris pseudacorus), echter Baldrian, Sumpfdotterblumen mit ihren gelb leuchtenden Blüten, der heilkräftige Beinwell und andere. Am „tiefen“ Ende gedeihen vor allem Mädesüß und Engelwurz.
Immer wieder muss ich diesen dichten Dschungel recht brutal im Zaum halten, da viele der Pflanzen zum Wuchern eignen. Vor allem Sumpf-Schwertlilie, Beinwell und Bachnelkenwurz. Aber bis auf diese rigorosen Ausreiss-Maßnahmen bleibt das Gedeihen im Feuchtbeet im Großen und Ganzen sich selbst überlassen.
Mittlerweile ist das Feuchtbeet auch recht gut integriert in die Umgebung. Auf der einen Seite schlängelt sich der Weg durch den rückwärtigen Teil des Gartens daran vorbei.
Auf der anderen Seite befindet sich ein schattiger Sommer-Sitzplatz. (Zur Orientiertung: Das Feuchtbeet befindet sich rechts an den Sitzplatz anschließend.)
Das Feuchtbeet macht mir jedesmal, wenn ich daran vorbei komme, richtig viel Freude. Viele Pflanzen darin erinnern mich an meine kindlichen Streifzüge durch die Natur meiner Heimat. Mit dem Feuchtbeet konnte ich mir ein Stück dieser Pflanzen-Heimat in unseren Garten holen. Doch nicht nur ich freue mich über dieses kleine Beet, auch unsere quakenden Garten-Mitbewohner lieben es und tummeln sich gerne darin. So passiert es schon mal, dass ich beim Ernten der Brunnenkresse versehentlich einen davon aufschrecke und selber vor lauter Schreck die Schüssel mit der Ernte fallen lasse.
Wohin so eine einfache Begehrlichkeit wie der Wunsch nach Brunnenkresse führen kann, hätte ich mir anfangs nicht gedacht. Also: Seid vorsichtig mit euren Wünschen…