Zeitpunkt
Der richtige Zeitpunkt für die Tomatenaussaat hängt ganz davon ab, welche Bedingungen man den Tomaten bieten kann.
Wer ein frostfreies Gewächshaus oder einen kühlen, hellen Wintergarten mit viel Platz hat, kann schon relativ früh – Mitte/Ende Februar – mit der Aussaat beginnen.
Wer den Kleinen nur Fensterbänke oder ein Quartier mit Pflanzenlicht im Keller zu bieten hat, sollte sich damit ein wenig gedulden und erst in der ersten Märzhälfte mit der Aussaat beginnen.
Legen Tomaten erst einmal mit dem Wachstum los, legen sie schnell an Größe zu. Dann wird der Platzbedarf schon enorm.
Wer es verabsäumt, im März zu säen, kann das aber getrost auch noch Anfang April nachholen. Einmal gekeimte Tomaten gedeihen bei entsprechender Pflege auch dann noch gut bis es – je nach regionalem Klima – im Mai Zeit zum Auspflanzen ist.
Ich säe immer in der ersten, spätestens zweiten Märzwoche den ersten Schwung aus. So erreichen sie bis zum Auspflanzen eine passable Größe und sind gerade noch platzmäßig drinnen zu handhaben – habe ich doch kein Gewächshaus, keinen Wintergarten, sondern nur Fensterbänke und ein klein wenig kühlen, hellen Platz im Keller. Somit ist die Tomaten-Aussaat auch meist dann beendet, wenn es draußen mit der Gartenarbeit so richtig losgeht. Auch das will bedacht sein, denn alles auf einmal macht ja auch keinen Spaß. Apropos Spaß:
Pikierarbeit vermeiden
In den ersten Jahren, in denen ich Tomaten angebaut habe, war ich manchmal am Verzweifeln: So viel Pikiererei! Das konnte mir zwar nicht die Lust daran verderben, aber es war mehr als nervend und enorm zeitraubend.
Also habe ich im Lauf der Jahre meine Tomatenanzucht so gut es mir möglich war, optimiert.
In 9er-Töpfchen, die ich zuhauf herumliegen habe, gebe ich ganz unten 1 cm Kompost, (wenn die Pflänzchen Wurzeln entwickelt haben, erreichen sie auf diese Weise bald einige Nährstoffe unten im Töpfchen) darüber eine Schicht Aussaaterde, sodass die Gefäße zu gut einem Drittel bzw. knapp bis zur Hälfte mit Erde gefüllt sind.
In jedes Töpfchen kommen zwei Samen – möglichst in die gegenüberliegenden Ecken -, die mit Aussaaterde leicht abgedeckt werden. Um die Sorten zu auseinanderhalten zu können, beschildere ich die Saaten: Joghurtbecher werden in Streifen geschnitten, mit licht- und wasserbeständigem Edding beschriftet und in die Gefäße gesteckt. Dafür bekomme ich zwar sicher keinen Designerpreis, aber es ist zweckmäßig und kostet nichts.
Die Aussaat-Töpfchen stehen dann zum Keimen auf großen Tabletts bzw. Plastikwannen auf dem Heizkörper, werden mittels einer Sprühflasche immer schön feucht gehalten und keimen im Normalfall ab dem vierten Tag der Aussaat. Ältere Samen brauchen in der Regel etwas länger. Wichtig ist, dass die Saat schön feucht gehalten wird, aber nicht zu nass, sonst faulen die Samen noch in der Erde.
Nach der Keimung sollten die Frischlinge schön hell und kühl stehen. Dafür hat mir mein Schatz heuer ein paar Pflanzenlampen samt Aufhängung im Keller montiert. Da aber dort nicht annähernd genug Platz ist, tauschen die Kleinen alle paar Tage die Plätze mit denen, die auf der zu warmen (und leider derzeit zu dunklen) Fensterbank stehen müssen. Viel Licht und relativ kühle Temperaturen sind notwendig, damit langsam kräftige, gedrungene Pflanzen heranwachsen. Bei zu wenig Licht und/oder zu viel Wärme vergeilen die Pflanzen. Dh. sie entwickeln lange, dünne Stängel, sind schwach und kippen leicht um.
Kräftigung
Um die kleinen Tomaten zu kräftigen, besprühe ich sie immer wieder mal mit Kamillen- und Schachtelhalmtee (mal „sortenrein“, aber auch „gemischt“). Das soll angeblich der Zellstärkung dienen und sie widerstandsfähiger gegen Krankheiten machen. Auch wenn das sicherlich nicht wissenschaftlich belegt ist: Ich bin davon überzeugt. Meine Tomaten sind meist recht lange gesund.
Was die Pflanzen auch stärkt, und das ist kein Quatsch, ist tägliches Streicheln. Durch die Hin- und Herbewegung bekommen sie stärkere Stängel.
Sobald die ersten beiden „echten“ Blätter nach den Keimblättern erschienen sind, wäre es eigentlich Zeit zum Pikieren. Das erspare ich mir aber und fülle meine Töpfchen immer wieder mal mit etwas Kompost auf, solange bis sie voll sind. Die Stängel werden dadurch „geerdet“ und können somit zu den Seiten hin Wurzeln entwickeln, auch das kräftigt die Pflanzen. Man kann später sogar bedenkenlos die beiden Keimblätter in der Erde verschwinden lassen. Das mache ich aber meist erst beim Auspflanzen. So hausen also zwei Tomatenpflanzen in je einem 9er-Töpfchen, bis es Zeit zum Auspflanzen ist. Das ging in den letzten Jahren erstaunlich gut und war mit wenig Arbeit verbunden.
Durch das Auffüllen mit Kompost werden sie bis zum Auspflanzen im Mai mit Nährstoffen versorgt. Ach ja, den Teesatz von Schachtelhalm und Kamille nicht am Kompost entsorgen, sondern am besten in den kleinen Tomatentöpfchen verteilen. Auch das ist Dünger.
Ich achte auch sehr darauf, dass ich die Tomaten in ihren kleinen Töpfchen nicht allzu feucht halte. Meiner Erfahrung nach vertragen sie es besser, wenn sie zwischendurch mal austrocknen (sofern sie dann wieder gegossen werden, erholen sie sich erstaunlich rasch), als wenn sie ständig sehr feucht stehen. Auch entwickeln sie auf diese Weise ein kräftigeres Wurzelwerk.
Sobald es draußen einigermaßen erträgliche Temperaturen hat und keine Sturmböen über unsere Terrasse fegen, schleppe ich die Tomatenpflänzchen Tablett für Tablett morgens zur Kur ins Freie und abends wieder rein. So werden sie gut abgehärtet und gewöhnen sich langsam an die immer stärker werdende Sonne. Sklavisch halte ich mich aber nicht daran. Manchmal ist mir die Schlepperei zu viel und die Kleinen dürfen nur die Aussicht aus dem Wohnzimmerfenster genießen – oder Kerkerluft im Keller schnuppern.
Die nächsten Tomatenanbau-Tipps gibt’s kurz vor dem Auspflanzen.
Nachtrag: Hier der Link:
Der Geschmack der Freiheit: Tomaten Auspflanzen