Die Sorte Tangella habe ich mir vor drei Jahren zugelegt, weil in der Beschreibung von einem „robusten Massenträger“ die Rede war. Das klingt doch für jeden Tomatengärtner verlockend! Umso gespannter war ich, ob die Tomate auch halten würde, was die Beschreibung versprach.
Kurz und gut: Sie tut.
Tangella ist eine Stabtomate mit goldgelben bis orangen Früchten von ca. 4 bis 5 cm Durchmesser. Die Originalsamen habe ich von Manfred Hahm-Hartmann. Ursprünglich kommt die Sorte aus England.
Der Geschmack lässt sich schwer beschreiben. Nicht süß jedenfalls, mehr würzig-säuerlich, aber sehr saftig.
Tangella reift für Stabtomaten eher früh und trägt dann überreich bis zum Frost. Das Wort Massenträger trifft voll und ganz zu. Keine andere meiner Sorten trägt so reich!
Oftmals knicken die Rispen aufgrund der vielen Früchte ein. Anfangs habe ich noch mittels kompliziertem Hochbinden die betroffenen Rispen abgefangen und gestützt, das habe ich im Laufe der Saison aber nicht mehr gemacht. Der Knick im Stengel hat die Reifung nicht beeinträchtigt.
Wie viele meiner anderen Tomaten habe ich auch die Tangellas mehrtriebig gezogen. Was sie aber nicht in ihrer Wuchskraft oder ihrer Tragfreude beeinträchtigt hat.
Zum dritten Mal standen heuer drei Tangella-Pflanzen ungeschützt vor Regen und Wind in einem Beet unterhalb der Terrasse. Die Wand im Rücken bringt keinerlei Schutz, da Wind und Regen genau von der anderen, offenen Seite her kommen. Trotzdem hat Tangella jedes Jahr bis zum Frost durchgehalten. Der Phytophtora-Befall kam zwar irgendwann über sie, wie über alle Tomaten, aber erst spät und nur gering. Mit meiner rigorosen Entlaubung von Zeit zu Zeit konnte ihr die Braunfäule nicht viel anhaben.
Zusammen mit den Kleinen Mohren gehört Tangella für mich zu den robustesten Sorten, die ich sicherlich jedes Jahr anbauen werde.
Ich werde die nächsten zwei Monate dazu nutzen, ein kleines Resümee über den Tomatenanbau 2007 zu ziehen und ab und zu einige Sorten näher beschreiben, die ich heuer bzw. teilweise auch schon in den letzten Jahren angebaut habe. Früher habe ich das immer handschriftlich in meinem Gartentagebuch gemacht, jetzt nutze ich den Blog dafür. Ich gehöre aber nicht zu den Menschen, die das Datum der ersten Blüte, des ersten Fruchtansatzes oder der ersten reifen Tomate jeder Sorte notieren, somit wird das keine „wissenschaftliches“ Resümee. Auch werde ich sicher nicht alle Sorten beschreiben, die ich angebaut habe. Natürlich wird es aber auch 2008 wieder viele nicht-gemüsebezogene Posts aus dem Garten geben.
Zu meinen absoluten Favoriten im Anbaujahr 2007 gehört die für mich neue Sorte Die kleinen Mohren. Bezogen habe ich die Samen von Gerhard Bohls SamenArchiv.
Bei den Kleinen Mohren handelt es sich um eine Stabtomaten-Sorte. Angebaut habe ich zwei Pflanzen in Kübeln an der Südwand vor dem Wohnzimmerfenster, zwei habe ich im Gemüsegarten zu Vergleichszwecken ausgepflanzt. Die Tomaten an der Südwand sind durch die Wand im Rücken etwas geschützt vor Wind, vor Regen allerdings trotz des kleinen Dachvorsprungs nicht.
Nach den wirklich früh tragenden kleinen Sorten wie Pendulina, Rosa Ampeltomate oder Tumbling Tom, waren Die kleinen Mohren die ersten „Großen“, die mit reifen Früchten aufwarten konnten.
Die kleinen Mohren gehören zu den schwarzen Tomatensorten. In Wirklichkeit liegt ihre Farbe irgendwo zwischen Dunkelrot und Braun mit einer Zeichnung („geflammt“) am oberen Ende, die oft ins Dunkelviolett bis Moosgrün geht.
Angeblich kommt die Sorte aus Lettland und soll auch noch unter einigen anderen Namen wie z.B. Prune Noire im Umlauf sein. Mit anderen Sorten wie Black Prince (auch Schwarzer Prinz), Tschörnij Mawr u.a. ist sie eventuell sogar identisch. Letztere steht zu Vergleichszwecken schon auf meinem Anbauplan für nächstes Jahr.
Die Früchte sind länglich oval und ca. 6 cm lang und 4 cm im Durchmesser.
Geschmacklich sind sie ausgezeichnet, süß, saftig, mild und vielseitig verwendbar für Salate, Soßen und zum So-Essen auch ganz köstlich.
Diese Sorte hat mich wirklich rundherum begeistert: Geschmacklich ausgezeichnet, äußerst dekorative, wunderschöne Früchte, früh, ausdauernd und reich tragend und dabei sehr robust.
Die Pflanzen trugen bis zum ersten Frost durchgehend Unmengen von Tomaten. Das Bild oben ist vom 2. Oktober und zeigt die beiden Kleinen Mohren im Gemüsegarten.
Diese Sorte wies als eine der letzten Anzeichen von Phytophtora-Befall auf. Ich habe beim ersten Anzeichen von Befall, so wie ich das immer bei befallenen Tomaten mache, die Pflanze von unten nach oben hin sehr stark „entblättert“. Auch gesunde Blätter habe ich dabei entfernt, um das schnelle Abtrocknen nach einem Regen zu erleichtern. Die kleinen Mohren haben den Phytophtora-Befall weggesteckt wie nix und unbeeindruckt weiter geblüht und gefruchtet und sind anstandslos weiter gereift bis zum Frost. Aus meiner bisherigen Erfahrung gehört sie zu den robustesten Tomatensorten, die ich kenne.
Zwischen den etwas geschützter stehenden Pflanzen im Kübel und den im Gemüsegarten ausgepflanzten konnte ich keinen wesentlichen Unterschied erkennen. Beide wurden von der Braunfäule befallen, beide trugen und wuchsen trotzdem weiter. Die Pflanzen im Gemüsegarten habe ich allerdings im Gegensatz zu den Kübeltomaten mehrtriebig gezogen. Alle drei, vier Triebe haben gefruchtet wie verrückt.
Dieses Jahr werde ich Die kleinen Mohren auf jeden Fall wieder anbauen.
Wie schon in einem vorangegangenen Beitrag erwähnt, ist es durchaus Ziel, dass von Frühling bis Spätherbst ein wichtiger Teil unseres Essens aus dem Gemüsegarten stammt. Überschuss wird eingefroren, eingekocht, eingelegt, getrocknet und dann bis zur nächsten Gartensaison verspeist.
Weil ich aber ein bequemer Mensch bin und mir das Ganze Spaß machen muss, verarbeite ich den Überschuss nicht zu komplizierten Konserven mit allerlei aufregenden Zutaten, sondern beschränke mich auf einfache Methoden und Rezepte. Auf diese Weise haltbar gemacht, lassen sich meine Vorräte dann im Winter sehr unterschiedlich weiter verarbeiten.
Am schnellsten geht das Einfrieren von Gemüse. Kurz blanchiert und ab in den Gefrierschrank. Viele Gemüsearten sind dazu geeignet. Unser Gefrierschrank bietet aber nur begrenzten Platz und die Anschaffung eines zusätzlichen kommt aus Kosten- und Umweltgründen nicht in Frage. Eingefroren werden in erster Linie Fisolen, Zuckerschoten, blanchierter Mangold und ein paar gewürfelte Packerl Karotten, Kohlrabis u.a. Sie sollen als schnelle Beilage im Winter verfügbar sein.
Ebenfalls tiefgefroren werden klein geschnittene Kräuter wie Basilikum, Petersilie, Schnittsellerie und Liebstöckel. Aus Basilikum und Bärlauch mache ich außerdem eine Pestobasis und friere sie in kleinen Dosen ein. Die meisten anderen Kräuter trockne ich einfach und lagere sie in gut verschlossenen Gläsern.
Wobei ich schon bei der zweiten Konservierungsmethode bin, dem Trocknen. Getrocknet werden Kräuter für die Küche, für Tee und Bäder sowie auch Tomaten. Letztere trockne ich jedoch nicht ganz, sondern nur so weit, dass sie noch gut biegsam sind. Dann kommen sie in eine Dose und werden Platz sparend eingefroren. Sie brauchen auf diese Weise nur einen Bruchteil des Platzes, den sie roh einnehmen würden und lassen sich dennoch für viele Zubereitungsarten verwenden. Ansonsten koche ich Tomaten kurz mit Salz und etwas Zucker auf und fülle sie in Twist-Off-Gläser. Dann kommen sie noch kurz zum Sterilisieren ins Backrohr. Die so entstandene Soßenbasis lässt sich sehr vielfältig weiter verarbeiten und hält ziemlich lang, jedenfalls bis zur nächsten Tomatensaison.
Das Einlegen von Gemüse ist mir im Allgemeinen zu langwierig und es schmeckt uns auch nicht sonderlich. Das Einzige, was ich trotzdem gerne einlege, sind Chilis. Unterschiedliche Sorten in einem Glas zusammen mit vielen Kräutern munden einfach viel besser als die gekauften! Wenn allerdings die Bequemlichkeit siegt, weil es grade furchtbar heiß ist, wenn wieder einmal eine Ladung Chilis reif ist, fädle ich sie einfach auf und häng‘ sie ans Fenster zum Trocknen.
Bei ausreichend Zeit und vor allem Lust, bin ich hin und wieder auch mal etwas kreativer: Dann probiere ich verschiedene Gelees aus, zu denen ich mir die Zutaten – Kräuter, Blumen, Beeren – frisch aus dem Garten hole. Oder ich mache Kräutersalz in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Aber das muss nicht sein und dient mehr der Befriedigung meiner neugierig-kreativ-kulinarischen Ader als der „Versorgung“.
Ebenso verhält es sich mit allem Alkoholischen. Ich liebe es, unterschiedlichste Liköre anzusetzen, mit Beeren, Kräutern und anderen Zutaten wild herum zu panschen. Ganz fein ist auch selbst gemachter Fruchtwein oder Hochprozentiges. Eine sehr spannende Sache, wenn Kräuter langsam ihren Geschmack abgeben, wenn Maischefässer umzurühren sind und feine Düfte durch den Keller ziehen. Zur Befriedigung dieser Experimentierlust haben wir einige Beeren- und Obstarten im Garten gepflanzt. Da uns das beiden Spaß macht, verbindet es auch und ist zu einem gemeinsamen Hobby geworden. Wenn jedoch die Bequemlichkeit oder andere Interessen über die Experimentierfreude siegen, bleiben die Beeren in diesem Jahr einfach als Vogelfutter an den Sträuchern.
Melissenwucher im Teebeet
Seit wir den Garten haben, mache ich all unsere Sirupe selber. Gekaufte Säfte trinken wir nur noch ganz selten – und unsere Gäste fragen schon immer nach dem geheimnisvollen „ZMM“. Nun, ZMM ist die Abkürzung für „Zitronenmelisse mit Minze“ und steht auf dem Etikett vieler unserer Saftflaschen. Dann gibt’s noch ZM für Zitronenmelisse, ZV für Zitronenverbene, M für Minze, ZB für Zitronenbasilikum, H für Holler oder Mon für Monarde – und sämtliche Kombinationen davon. Sirup herstellen, geht schnell und unkompliziert. Solange wir ihn trinken und ich das nicht als lästige Arbeit betrachte, werde ich das weiterhin machen. Ich versuche hierbei aber auch, das nicht zur Verpflichtung werden zu lassen.
Zum Zwang, alles ernten und verarbeiten zu müssen, was gerade wächst, sollte Gemüseanbau nicht ausarten. Auch deshalb zum Beispiel mag ich keine Kopfsalate, denn da sind dann plötzlich 20 gleichzeitig „fertig“. Ich baue lieber die lockeren Pflücksalate an, wo ich mir da und dort einfach laufend soviel pflücken kann, wie ich will. Und wenn sie mal nicht abgeerntet werden, entwickeln sie sich zu wirklich dekorativen Pflanzen, die so auch einen gewissen Sinn erfüllen. Im ersten Jahr meinte ich sogar noch, alle unreifen Tomaten verarbeiten zu müssen und machte komplizierte Chutneys, die dann keiner aß. Solche Aktionen habe ich mir schon im zweiten Gemüsejahr abgeschminkt. Jetzt landen unreife Tomaten einfach in einer Schachtel zum Nachreifen.
Es erfordert eine veränderte Sichtweise und eine gewisse Gelassenheit, Beeren an den Sträuchern zu lassen oder Gemüseüberschuss einfach mal auszureissen und auf den Kompost zu geben. Es war für mich gar nicht einfach, mich dieser Sichtweise anzunähern. Von zu Hause kannte ich einen sehr, sehr sorgsamen Umgang mit allem Essbaren. Ich denke mir mittlerweile, wenn etwas wirklich zu viel ist oder ich so ganz und gar nicht ernten mag: Auf dem Kompost machen die Pflanzen ja in gewisser Weise auch Sinn und kommen uns wieder zugute.
Letztes Jahr „schaffte“ ich es sogar, auch mal ein halbes Beet voll Karotten vor dem Winter einfach stehen zu lassen, weil es mir überhaupt keinen Spaß gemacht hat, sie zu putzen und einzufrieren. Die Natur hat meine Gelassenheit honoriert: Der Winter war so mild, dass ich die Karotten im Frühling ernten konnte. So habe ich gelernt, dass Faulheit manchmal auch belohnt wird.
Weiter geht’s mit dem „Plädoyer für den Gemüsegarten“ demnächst im siebten Teil: „Gemüsegarten VII – (Sich) Gutes Tun“
Im ganz engen Sinn hat das Thema „Beeren, Kräuter und Obst“ nichts mit dem Gemüsegarten zu tun. Ich nehme es in diese Reihe auf, weil es in die Kategorie „Essbares“ gehört und für mich deswegen ein sehr direkter Zusammenhang besteht.
Kräutersind schon seit meiner Kindheit eine Leidenschaft von mir. So war es ganz selbstverständlich, dass im eigenen Garten den Kräutern sehr viel Raum gelassen wird. Nicht essbare, teils sogar giftige „Hexenkräuter“ ebenso einige Heilpflanzen und ein paar Kräuter, die ich zum Kochen oder für Tee verwende, wachsen im Kräutergarten. Kräuter, die ich gerne für Tee und Sirupe verwende, wachsen großteils im Teebeet, Kräuter zum Würzen sind vielfach am Rand von Staudenbeeten zu finden oder einfach im Gemüsegarten verteilt. Manche empfindlichen oder wuchernden Sorten haben auch Töpfe bekommen.
Rechts das „Teebeet“ mit verschiedensten Kräutern, links ein Staudenbeet mit vielen Kräutern als Randbepflanzung und verschiedenen Minzesorten in großen Kübeln
Ein Gemüsegarten ohne die richtige Kräuterwürze macht nur halb so viel Vergnügen. Wer eigenes Gemüse anbaut, legt meist auch Wert auf die richtige Würze. Je mehr man sich mit Kräutern beschäftigt, desto bewusster erlebt man auch auf diesem Gebiet die Vielfalt. Thymian, nur als ein Beispiel, ist nicht gleich Thymian. Es gibt ihn in verschiedenen Geschmacksrichtungen: Zitronenthymian, Orangenthymian, Steinpilzthymian, Kümmelthymian usw. Sogar Menschen, deren Sinne nicht unbedingt geschult sind, erriechen und schmecken die Unterschiede.
Steinpilz-Thymian im Staudenbeet als Begrünung der Mauer
Beim Kräuteranbau versuche ich auch die Kriterien zu beachten, die sich für meinen Gemüseanbau ergeben haben. Ich pflanze bunt durcheinander, das vermindert den Schädlingsbefall, ebenso wie die Wahl des richtigen Standorts. Bevorzugt kultiviere ich mehrjährige, winterharte Kräuter. Viele zweijährige, wie zum Beispiel Schnittsellerie oder Petersilie, lasse ich blühen und aussamen. Das spart einiges an Aufwand. Ich muss nur mehr die kleinen Pflanzerl dorthin pflanzen, wo ich sie haben will. Bei nicht winterharten Kräutern versuche ich mich auf ein Minimum zu beschränken: Ich mag einfach nicht im Herbst die großen Töpfe reinschleppen, im Frühling wieder raus und den ganzen Winter bangen, dass die Kräuter auch den Frühling wieder erleben… So habe ich nur wenige Wintergäste im Haus, im wesentlichen nur Lorbeer, Zitronenverbene, Zitronengras und den köstlichen Pinienrosmarin. Heuer auch noch einen „normalen“ Rosmarin. Ich hoffe jedoch, dass ich mir die Schlepperei des schweren Rosmarintopfes bald sparen kann, da ich dieses Jahr zwei Pflanzen einer winterharten Sorte, Rosmarinus officinalis „Arp“, in den Garten gepflanzt habe.
Kräuterverarbeitung kann durchaus angenehm sein
Bei den Tee- und Siruppflanzen habe ich keine ausgefallenen und komplizierten Sorten. Es ist schon genug Arbeit, die Stauden zu beernten und zu verarbeiten, da muss nicht auch noch die Kultur an sich Arbeit machen. Zwar gäbe es jede Menge interessante nicht winterharte, einjährige Teepflanzen mit durchaus köstlichem Geschmack, aber ich verzichte gerne auf die Arbeit, die sie durch jährliche Aussaat oder Überwinterung machen würden. Nur hin und wieder experimentiere ich einmal mit einem neuen Kräutlein.
Orangenminze in einem Topf im Staudenbeet in inniger Umarmung mit dem Zierlauch
Kräuter sind eine unglaubliche Bereicherung: Einfache Gerichte lassen sich aufpeppen und variieren, man hat immer gesunde und wohlschmeckende Tees zur Hand, Sirupe lässen sich schnell und einfach zubereiten – Getränke ohne künstliche Farbstoffe, ganz bio und mit wenig Zucker. Kräuterbäder im Winter sind eine wahre Wohltat und der Duft von verräucherten Kräutern in der kalten Jahreszeit ebenso. Zudem sind die meisten Kräuter auch wahre Schönheiten im Garten.
Blüten des Origanum dictamnus
Sehr unkompliziert und eine echte Freude sind Beerensträucher. Beeren bieten so viele Möglichkeiten der Verarbeitung – vom einfachen Naschen bis hin zu Gelees, Marmeladen, Kompotten, Säften, Likören, Fruchtweinen oder noch Hochprozentigerem. Für experimentierfreudige GärnterInnen eine wahre Freude! Ihre Kultur macht wenig Arbeit. Sie freuen sich ab und zu über etwas Kompost und über eine ganzjährige dicke Mulchdecke. Auch der Schnitt ist nicht zeitaufwändig. Und wenn uns mal nicht nach Ernten und Verarbeiten ist, freuen sich die Vögel im Herbst und Winter über die köstlichen Beeren.
Stachelbeeren warten auf Sonne – wir wollten sie nicht den Vögeln überlassen, deshalb die CDs zur Vogelabwehr
Mittlerweile haben wir eine ganze Menge Beeren in unserem Garten: eine Brombeere, weiße, rote und schwarze Johannisbeeren, eine Jostabeere, drei Maibeersträucher, rote und gelbe Himbeeren, drei Heidelbeeren in Töpfen unterpflanzt mit Cranberrys, zwei grüne Stachelbeerhochstämmchen und einen roten Stachelbeerstrauch, zwei Apfelbeerstämmchen, einen Apfelbeerstrauch, zwei Vogelbeerbäume und eine Strauchvogelbeere, zwei Schlehen, einige Sanddornsträucher und nicht zu vergessen die einige Holunder.
Diese Beeren bieten eine große geschmackliche Vielfalt und eine Unzahl an Möglichkeiten, etwas Köstliches daraus zu zaubern. Für mich eine große Bereicherung, die nur mit wenig Arbeitsaufwand verbunden ist bzw., wenn man lieber dem Nichts-Tun frönen will, mit der mit der Freude, den Vögeln beim Picken zuzusehen.
Unreife Vogelbeeren (Mährische Eberesche – Sorbus aucuparia var. moravica)
Beim Obstsehe ich das etwas anders. Das fällt, wenn es nicht geerntet wird, auf den Boden und fängt an zu gären, riecht aufdringlich und lockt unzählige Wespen an. Deshalb – und auch wegen des beschränkten Platzangebots im Garten – halten wir uns mit dem Obstanbau sehr zurück. Es gibt mittlerweile zwei Zwetschkenbäume, eine Marille, einen Apfel- und einen Quittenbaum. Das war’s auch schon mit den Obstbäumen. Alle sind derzeit noch recht klein und werden einige Jahre brauchen, um nennenswerte Erträge zu liefern. Mehr Arbeit will ich mir nicht aufhalsen. Auch wenn die Verlockung manchmal groß ist: Diesbezüglich bleibe ich standhaft.
Ach ja, Weintrauben haben wir auch. Aber die fallen eher in die Kategorie: Wenn wir keine Lust zum Ernten haben, übernehmen das die Vögel.
Die Rose Moje Hammarberg zwischen Purpursalbei, Wiesensalbei und Mutterkraut im Kräutergarten
Zu einzelnen Kräutern oder Beerensorten werde ich sicherlich in den nächsten Monaten mal eigene Posts machen.
Ich gehe nochmals auf einen Aspekt des „faulen Gemüsegärnterlebens“ näher ein, den ich schon im vorigen Beitrag kurz angerissen habe. Sicherlich hängt ein Großteil des Erfolgsgefühls und der Lust am Gemüsegärntern davon ab, dass man die für sich passenden Pflanzen anbaut und damit Ärger und Zeit spart. Deshalb sollte die Auswahl der richtigen Gemüse- und Salatarten und -sorten gut überlegt sein. Ich stehe hier auch noch am Anfang. Einiges habe ich aber schon ausprobiert und gelernt in den letzten Jahren.
Das Optimum sind natürlich ausdauerndePflanzen, die den Winter überstehen, jedes Jahr wieder austreiben und beerntet werden können. Das spart viel Zeit, die man sonst in die alljährliche Anzucht investieren müsste.
Blätter des Guten Heinrich
Mein absoluter Favorit unter den ausdauernden Gemüsepflanzen ist der Gute Heinrich (Chenopodium bonus-henricus), ein Gänsefußgewächs. Der Gute Heinrich lässt sich hervorragend als Spinat verwenden. Er ist das ganze Jahr über zu beernten, treibt jedes Jahr schon früh aus und liefert ohne Arbeitsaufwand das ganze Jahr über Spinat.
Wilder Rauke
Sehr praktisch ist auch die Wilde Rauke (Rucola silvatica), die Wildform der Italienischen Rauke. Sie hat schmälere Blätter als die einjährige kultivierte Form und schmeckt intensiver. Wer Rucola als Beigabe in den Salat mag, kommt gut mit der Wilden Rauke aus. Mit mehreren Pflanzen ersetzt sie komplett den einjährigen Rucola. Sie ist winterhart und vom Frühling bis in den Winter zu beernten.
Auch die Türkische Rauke (Bunias orientalis) kommt jedes Jahr verlässlich wieder. Sie schmeckt sehr intensiv, ein wenig nach Rettich und landet bei mir immer im Salat als pikante, vitaminreiche Zugabe.
Brunnenkresse
Ebenfalls ausdauernd und gut für Salat, auf Butterbrote, in Suppen oder Aufstriche ist die Brunnenkresse (Nasturtium officinale). Seit ich Brunnenkresse in meinem Feuchtbeet kultiviere, baue ich keine Kresse mehr an und spare damit auch wieder Zeit. Zudem ist die Brunnenkresse mit ihren großen Blättern wesentlich schneller gewaschen.
Im Feuchtbeet hat sich auch wunschgemäß die Bachbunge (Veronica beccabunga) breitgemacht. Winterhart, ausdauernd, vitaminreich und dazu noch hübsche blaue Blüten – was will man mehr! Vom Frühling bis zum Winter habe ich so eine feldsalatähnliche Pflanze jederzeit zur Verfügung.
Apropos immer zur Verfügung: Wer Bärlauch liebt, aber bedauert, dass dieser nur im Frühling zu ernten ist, sollte sich Chinesischen Schnittknoblauch (Allium tuberosum) anschaffen. Auch er ganzjährig zu beernten, winterhart und ausdauernd. Der Geschmack steckt im Namen: Lauch mit leichtem Knoblauchgeschmack. Gut geeignet für Suppen, Aufstriche oder asiatische Wok-Gerichte. Und er legt von Jahr zu Jahr an Umfang zu, sodass er sich schon bald teilen lässt.
Wem es zuviel Arbeit ist, jedes Jahr Lauch anzubauen, der kann sich einfach Ausdauernden Lauch (Allium species) in den Garten holen. Ein Lauch mit wesentlich dünneren Stangen (Stängeln wäre hier das richtige Wort). Aber wer nur kleine Mengen Lauch benötigt, wird damit zufrieden sein: Ausdauernd, vom Frühling bis zum Winter verfügbar, macht überhaupt keine Arbeit.
Von links nach rechts: blühender Schnittknoblauch, dazwischen Kohlrabi, dann Ausdauernder Lauch, Wilde Rauke, Abschluss der Reihe mit Schnittlauch
Ebenso aus der Familie der Allium-Gewächse stammt die Winterheckenzwiebel (Allium fistulosum). Eine winterharte, ausdauernde Lauch-Art, deren kräftige grüne Röhren das ganze Jahr über beerntet werden können. Ich verwende sie gerne als Salatbeigabe oder als Zwischendurch-Mahlzeit auf ein Butterbrot. Macht, einmal im Garten, null Arbeit und liefert vom Frühling bis in den Winter immer frisches Grün.
Blauen Lattich und einige andere ausdauernde Pflanzen, die sich als Gemüse oder Salat eignen werde ich noch ausprobieren.
Ich hab in den letzten Jahren gelernt, dass der Lustfaktor nicht nur vom zeitsparenden Anbau abhängt, sondern auch von einer möglicht unkomplizierten, raschen Verarbeitung.
Was mich an Gemüse und Salaten wirklich nervt, ist, wenn ich sehr viel Zeit zum Waschen benötige. Deshalb baue ich z.B. fast nur mehr Mangold mit wenig bis nicht gekräuselten Blättern an. Die beliebte Sorte „Lukullus“ hat mir zu „unübersichtliche“ Blätter, da dauert das Waschen ewig. Der rotstielige „Vulkan“ oder die buntstielige Sorte „Bright Lights“ hingegen haben viel glattere Blätter. Da geht das Waschen ruckzuck. Ebenso achte ich bei Salatsorten darauf, stark gekräuselte und kleingefiederte zu vermeiden. Es dauert zum Beispiel erheblich länger einen „Lollo Rosso“ zu waschen, als den „Amerikanischen Braunen“. Leider gibt es in Gärtnereien oft nur Lollos oder Eichblattsalate als Pflanzerl zu kaufen. Da bleibt dann nur die eigene Aussaat. Das Säen, Pikieren und Verpflanzen braucht natürlich Zeit. Deshalb greife ich oft auf eine andere Methode zurück, um an die gewünschte Sorte der Salatjungpflanzen zu kommen: die Selbstaussaat.
Selbst aufgegangene Salatpflanzerl
Salatpflanzen, die ich mag, lasse ich sehr gern blühen. So säen sie sich selbst aus. Die Jungpflanzen sind meist kräftiger als mühsam in der Anzuchtschale ausgesäte und pikierte. Von den jungen Salaten, die sich selber ihr Plätzchen im Garten gesucht haben, ernte ich dann noch im selben Jahr im Herbst bis in den Winter hinein. Manche Samen keimen erst im Frühling und wachsen zu robusten Salatköpfen heran. Wenn eine Pflanze dort, wo sie aufgegangen ist, im Weg steht, kann ich sie ja jederzeit verpflanzen.
Beim Mangold, Melde (Atriplex hortensis) und Riesengänsefuß (Chenopodium giganteum), allesamt als Blattgemüse und Salat zu verwenden, funktioniert die Selbstaussaat übrigens auch sehr gut.
Erstaunlicherweise funktioniert die Selbstaussaat auch bei einer Mulchdecke. So richtig dick mulche ich ja nicht. Anscheinend gerade soviel, dass die Keimlinge nicht überhand nehmen und es trotzdem genug schaffen.
Ein Ärgernis ist es, wenn Salate zu sehr von Schneckenbefallen sind. Mit der richtigen Sortenwahl lässt sich dieses Problem ein klein wenig mildern. Ich ziehe Pflücksalate den geschlossenen Köpfen vor, denn in Pflücksalaten mit ihren eher offenen Köpfen entdeckt man die Schnecken leichter. In geschlossenen Salatköpfen können die Schleimer auch tagsüber bleiben und fressen diese von innen her richtiggehend auf. Spargelsalate und dunkelrote Salatsorten mögen sie weniger als hellgrüne Sorten. Warum? Keine Ahnung. Ist einfach meine persönliche Erfahrung.
Auf Spinat haben Schnecken richtigen Heißhunger. Dieses Problem habe ich dadurch gelöst, dass ich Guten Heinrich anbaue, der erstens keine Arbeit mehr macht, wenn er einmal etabliert ist und zweitens von den Schnecken in unserem Garten weithgehend gemieden wird. Warum? Wiederum keine Ahnung.
Den Anbau von „Ärger-Gemüse“ lasse ich bleiben. Damit meine ich Kulturen, die trotz mehrmaligem Versuch keinen nennenswerten Ertrag bringen. Entweder weil die Pflanzen immer nur mickern (vielleicht hat man einfach nicht die richtigen Bedingungen – Bodenbeschaffenheit, Lichtverhältnisse, Klima) oder regelmäßig sehr stark von Schädlingen befallen werden. So erging es mir mit Radies und Radieschen immer. Jedes Jahr habe ich mich geärgert über die Radieschen, die alle „wurmig“ waren, wie es im Volksmund so schön heißt. Beim Umschauen nach einer Alternative für Radieschen -auf den Rettichgeschmack will ich nicht verzichten – bin auf den „Rattenschwanzrettich“ (Raphanus caudatus) gestoßen. Von den Rattenschwänzen isst man die jungen, zarten Samenstände. Für mich sind sie ein perfekter, leicht zu kultivierender Ersatz für Radieschen – und ich muss mich nicht mehr jedes Jahr ärgern. Auf den Anbau von Kohl verzichte ich fast völlig. Der Befall mit den Raupen des Kohlweißlings ist einfach zu groß, da hilft auch die kunterbunteste Mischkultur nichts. Und Absammeln kommt bei Raupen für mich nicht in Frage. Erstens mag ich Schmetterlinge, zweitens will ich die Zeit nicht investieren. Somit gehört Kohl zu dem wenigen Gemüse, das gekauft wird. Abgesehen von Pak Choi und Kohlrabi. Die beiden Kohlarten werden kaum von Raupen heimgesucht und bringen passable Erträge.
Das mag jetzt nach „Weg des geringsten Widerstandes“ klingen, aber was soll’s. Gemüseanbau soll ja Spaß machen!
Stangenbohnen tragen reichlich, zuverlässig und machen kaum Arbeit
Im Gegensatz zum „Ärger-Gemüse“ gibt es auch richtiggehende „Spaß-Kulturen“: Gemüsearten, die immer Freude bringen, weil sie einfach sind und zuverlässig tragen. Darunter fallen bei mir zum Beispiel die Zucchinis, die es ja auch in vielen Farben und Formen gibt. Fast jedes Jahr kommt es unweigerlich so weit: Die Zucchinischwemme ist da. Dann müssen Nachbarn und Freunde herhalten… Ähnlich ist es mit Stangenbohnen. Die Arbeit hält sich in ganz engen Grenzen. Der Ertrag ist bei richtiger Sortenwahl riesig, der Anblick eine Freude, die Verarbeitung geht zügig.