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Wildes Ernten

In diesem Jahr geht es uns wirklich gut. Den ganzen Winter über konnte ich Salate und Kohl aus dem Garten ernten und schon bald im Jahr beschenkte uns die Natur mit ihren Gaben. Das erste, das ich alljährlich in der Au suche, ist wilder Lauch, wenn er gerade aus dem Boden kommt, noch ganz zart im Geschmack. Dann folgt die Bärlauchsaison, es gibt Bärlauchrisotto, Bärlauchknödel, Bärlauchgnocchi, Bärlauch in Salaten, auf Brote usw. Aber die Natur bietet noch viel mehr.

Besonders im Frühling liebe ich Wildkräutersalate. Dafür eignen sich sehr viele Kräuter. Ich mag am liebsten eine Mischung aus Vogelmiere, Knoblauchrauke, etwas Giersch, Löwenzahn- und Gänseblümchenblättern. 2015-04-23_03wzWirklich sensationell ist, wieviel Lauch in der Au zu finden ist. Richtig dicke Stangen! Sie schmecken etwas kräftiger als Frühlingszwiebeln. Es gibt mehrere Arten von wildem Lauch, aber ich kenne mich botanisch leider zu wenig aus, um sie benennen zu können.

2015-04-23_02wzZum ersten Mal probiert haben wir heuer Hopfensprossen, früher auch als Hopfenspargel bezeichnet. Zuerst musste ich mal ein Auge dafür bekommen, wo er zu finden ist, der wilde Hopfen. Ist ja nicht ganz einfach, die zarten Triebe im Gebüsch auszumachen. Aber schnell wird man fündig, wenn man erst einmal ein geschultes Auge hat.

2015-04-23_01wz Dort, wo die Hopfensprossen mit den Fingern leicht abzuknipsen sind, ist auch die geeignete Stelle . Bis dorthin sind sie schön zart.

Derzeit ist die Au voll mit wildem Kerbel! Er steht ganz kurz vor der Blüte, also höchste Zeit, ihn zu ernten. Ich liebe Kerbel zu Spargelgerichten. Aber die Spargelsaison beginnt erst, wenn der Kerbel schon am Ende seiner Lebenszeit steht. Also habe ich einen Buschen davon geholt und klein gehackt eingefroren. Im Garten baue ich schon seit Jahren keinen Kerbel mehr an, wieso sollte ich auch!

2015-04-23_04wzDemnächst werde ich wohl wieder Löwenzahngelee machen, in meiner Kindheit einfach Löwenzahnhonig genannt. Und bald beginnt dann schon der Holunder zu blühen, die Blütenansätze sind schon zu sehen, was wieder viele Möglichkeiten eröffnet, zB für Hollerblütensirup oder Holundergelee.

Die Natur ist so großzügig und gibt uns so viel, ohne dass wir uns dafür anstrengen müssen! Wenn ich mal keine Freude mehr am Gärtnern habe oder zu wenig Kraft dafür, kann ich trotzdem weiterhin ernten. Ein schöner Gedanke!

In meiner Kindheit galt meine geliebte Tante als ein wenig sonderbar, weil sie Grünzeug aus Wald und Wiese geerntet und verarbeitet hat. Jetzt scheint es sehr schick zu sein. Zumindest gibt es eine inflationäre Anzahl von Rezepten für alles Mögliche und alle Garten- und Lifestyle-Zeitschriften sind voll mit Tipps zu Wildkräutern. Ich sehe aber nie Leute, die in der Natur etwas ernten. Außer ein paar Frauen mit Kopftüchern manchmal auf einer Wiese. Die haben, so scheint es, einen anderen kulturellen Hintergrund und zählen sicher nicht zu den Leserinnen der In-Lifestyle-Magazine.

Wie haltet ihr es mit der wilden Ernte?

Einfach in den Wald gehen…

Bei trübem Herbstwetter habe ich zusammen mit meinem Schatz am Wochenende endlich wieder einmal den „Dr. Wald“ konsultiert.

2010-10-27_04wzRuhige Wege in herbstlichen Farben. Balsam für die Seele. So, wie diese alte Eiche, einer meiner Lieblingsbäume hier bei uns in der Lobau.2010-10-27_03wz

Keine Spaziergänger haben uns gestört. Ich konnte die Ruhe des Waldes spüren, den Herbst riechen und Energie tanken.

2010-10-27_08wzAb und zu öffnet sich ein Blick auf’s Wasser: Altarme der Donau, seit langem schon vom Mutterfluss abgeschnitten. Bei Hochwasser kann man hier nicht gehen. Die Wege sind bis zu einem Meter überflutet.

2010-10-27_05wzWildnis.

2010-10-27_07wzEfeu – hier noch ganz zart und zahm.

2010-10-27_01wzHier schon in armdicken Ranken, die den Baumstamm wie außen liegende Adern bewachsen.

2010-10-27_02wzViele rote Früchte hängen an Sträuchern und leuchten gegen das um sich greifende Grau an: Früchte des Schneeballs, des Spindelstrauchs, Hagebutten, vereinzelt noch Berberitzen und andere.

2010-10-27_06wzHier, bei der Mühlleitner Furt, einem Übergang über ein Altwasser, wachsen riesige Weiden. Der Wasserstand unter der kleinen Brücke ist erstaunlich hoch.

2010-10-27_09wzAm Hinweisschild hat sich jemand einen Spaß erlaubt, damit unsere Konsultation beim Dr. Wald nicht gar so beschaulich wird.

2010-10-27_10wzUnd wieder einmal die Erkenntnis: Ich sollte das viel öfter machen – ohne Ziel und ohne Uhr einfach in den Wald gehen, durchatmen, schauen, riechen, lauschen – sein.

Auf ein Neues!

Nach einer sehr langen und schönen Silvesterfeier bei uns im Haus, sorgte ein Spaziergang am ersten Jänner bei klirrender Kälte wieder für einen klaren Kopf.

Die Lobau scheint in der Kälte erstarrt.

2009-01-07_1wzDer Dschungelatmosphäre tut der Frost aber keinen Abbruch.

2009-01-07_3wzJe nach Licht – und Belichtung – erscheint die wilde Natur vor unserer Haustür in sanftem Licht…

2009-01-07_2wz… oder in kühl-gefährlicher Atmosphäre.

2009-01-07_4wzDanke Wolfgang & Sonia für die wunderschönen Fotos – und den netten Spaziergang!

Nach einer Computerpause zwischen Weihnachten und Heilig-Dreikönig gibt es jetzt wieder halbwegs regelmäßig neue Blogbeiträge hier zu lesen.

Au(s)gang

Am Sonntag hielt mich trotz Grippe und Kopfschmerzen nichts mehr drinnen. Nach fast einer Woche Bett hüten, musste ich zumindest auf einen kurzen Spaziergang in die Lobau, die von unserem Haus nur zwei Minuten entfernt liegt.

Auf einem meiner Lieblingswege durch den herbstlichen Auwald…

01_2008-10-15_Wegwz… gelangt man schon nach ein paar Minuten an einen Donau-Altarm und wähnt sich mitten im Dschungel.

02_2008-10-15_DschungelwzRuhig liegt das Wasser des Altarms in der Sonne, ab und zu schnappen ein paar Fische nach oben. Vom Himmel hört man das Krächzen der ersten Krähen, die bei uns ihr Winterquartier beziehen. Umgestürzte Bäume dürfen am Ufer verrotten.

03_2008-10-15_Dschungel2wzLässt sich hier gar ein Krokodil ins Wasser gleiten…?

04_2008-10-15_HolzkrokodilwzDie herbstliche Farbenpracht spiegelt sich im Wasser. In roten Lianen hängt der Wilde Wein von den Bäumen.

05_2008-10-15_FarbspielamWasserwzWeiter im Auwald findet man jede Menge umgestürzte Bäume, die einen recht malerischen Anblick bieten, aber bald von Geissblatt und Waldrebe überzogen kaum mehr sichtbar sein werden.

06_2008-10-15_BaumleichenwzIn der Au gibt es auch zahlreiche sonnige Trockenwiesen, umsäumt von Weißdorn, Kreuzdorn, Hartriegel, Spindelstrauch und Birken, die im Frühling von der Blüte des Wiesensalbeis in Violett erstrahlen.

09_2008-10-15_BlattloseBirkenwzZu dieser Jahreszeit findet man nur mehr wenig Blüten, dafür verfärben sich auch am Boden die Blätter. Die Zypressenwolfsmilch trägt schon ihr herbstliches Gewand.

10_2008.10-15_ZypressenwolfsmilchwzMalerisch steht diese tote Birke am Wiesenrand. Ihr Stamm beherbergt Leben…

07_2008-10-15_ToteBirkewzHier hat sich der Birkenporling angesiedelt. Der Birkenporling gilt als Notfallapotheke der Vorzeit. Auf frischen Wunden wirkt er blutstillend und antiseptisch. Ötzi, die 5300 Jahre alte Gletschermumie, die 1991 in den Ötztaler Alpen gefunden wurde, führte getrocknete Birkenporlinge mit sich.

08_2008-10-15_BirkenporlingwzSchätze gibt es auch in der Wiese zu entdecken: Wilder Spargel, der an manchen Stellen in der Lobau zu finden ist.

11_2008-10-15_SpargelwzVon dem hier, auch wenn es noch so verlockend aussieht, sollte man aber lieber die Finger lassen. Der Genuss der „Pfaffenkapperl“, wie sie bei uns heißen, würde in Brechreiz enden. Die Frucht des Spindelstrauches ist giftig.

13_2008-10-15_PfaffenkapperlwzAber hier gibt’s noch schnell was für den Heimweg…

12_2008-10-15_BrombeerenwzZuhause angekommen, überfiel mich auch schon wieder die nächste Fieberwelle. Aber ich konnte mit so schönen Bildern im Kopf den restlichen Grippe-Tagen etwas gelassener entgegensehen.

Geschenke der Natur

Nach über zwei Wochen mit grauem Himmel, Regen und Kälte, bekamen wir am Samstag ab dem Nachmittag zum ersten Mal wieder ein paar Sonnenstrahlen ab. Der Sonntag erschien mir wie ein Geschenk des Himmels: Endlich blauer Himmel, Wärme und – Sonne! Welch‘ Wohltat für die Seele.

Wir schwangen uns auf die Fahrräder, um in der Lobau auf Wildobst-„Pirsch“ zu gehen. Schon im vergangenen Jahr wurden wir an diesem Platz, fernab der belebten Wanderpfade, fündig und ernteten Kornelkirschen für Likör. Dieses Jahr suchten wir nach Schlehen – und fanden das Wildobst-Paradies.

03_2009-09-29wzEin schmaler Weg und eine Lichtung im Auwald waren umsäumt mit leuchtenden Weißdornbüschen. Einige davon schon sehr majestätische Exemplare.

06_2009-09-29wzDie Früchte des Weißdorns hingen wie leuchtende Vorhänge von den Sträuchern.

05_2009-09-29wzZwischen den Weißdornfrüchten lachten uns auch schon die ersten Schlehen entgegen. Noch nie sah ich so viele Schlehen in meinem Leben.

01_2009-09-29wzWir verbrachten den restlichen Nachmittag mit dem Pflücken und konnten uns schließlich mit zerkratzen Händen und fast sechs Kilo Schlehen auf den Heimweg machen.

02_2009-09-29wzAm Heimweg hatten wir noch ein beeindruckendes Erlebnis: Ich hörte abseits vom Weg etwas rascheln. Neugierig wie ich nun mal bin, ging ich dem auf den Grund. Ein Bussard war gefangen in der Drahtumzäunung eines kleinen Bäumchens. Er saß zwischen den drei mit Drahtgitter umspannten Pfosten fest. Die Fläche war zu klein für ihn, um seine Flügel auszubreiten und abzuheben. So machte er hilflose Flatterversuche, konnte aber nicht aus seinem eineinhalb Meter hohen Gefängnis wegfliegen. Die Krallen und der Schnabel des großen Raubvogels waren mächtig beeindruckend. Er fixierte uns mit seinen Augen, machte aber keinen Mucks, als wir uns näherten. Kurzentschlossen traten wir die Pfosten nieder, wodurch das Drahtgefängnis horizontal lag und der Bussard an den Ausgang trippeln konnte. Mit einem kurzen Blick zurück auf uns erhob sich der majestätische Vogel schließlich in die Luft und sah uns von einem erhöhten Aussichtsplatz noch zu, wie wir uns wieder auf den Weg machten.

04_2009-09-29wzHoffentlich lässt das Wetter in den nächsten Tagen noch ein paar Beutezüge zu diesem Plätzchen zu. Unmengen von Hagebutten reifen an zum Teil riesigen Wildrosensträuchern. Auch vom Weißdorn will ich noch ein paar Früchte pflücken, um sie als Likör anzusetzen.

Zuhause dann wuschen wir die Schlehen und steckten sie erst Mal für eine Nacht in die Gefriertruhe, bevor sie dann heute im Maischefass landen werden.

07_2009-09-29wzAuch einige Zweige mit herbstlichen Früchten mussten noch mit ins Körbchen. Mit euren Dekokünsten kann ich zwar nicht mithalten, aber ein wenig bunten Herbst wollte ich uns auch ins Haus holen.