Category Archives: Plädoyer für den Gemüsegarten

Gemüsegarten VII – Über das Füttern des Bodens

Den Boden des Gemüsegartens so zu „behandeln“, dass er dauerhaft gute Ernten abwirft, ist keine so hochkomplexe Wissenschaft, wie heutzutage oft vermittelt wird. Sicher, es gibt unterschiedlichste Herangehensweisen. Meine ist recht einfach, praktisch umzusetzen und auch nicht sonderlich aufwändig. Ich füttere den Boden einfach regelmäßig – und das funktioniert bestens.

2010-07-26_06wzNach dem Winter kommt Kompost auf die Beete. Dieser wird nur leicht untergehackt. Umgegraben wird bei mir so gut wie nie.

2010-07-26_08wzWährend des Jahres kommt zwischen die Gemüsepflanzen regelmäßig dünn der frisch gemähte Rasenschnitt, der viel eher einem Wiesenschnitt gleicht als einem klassischen Rasen. Wenn man ihn nur relativ dünn an sonnigen Tagen verteilt, kann man auch den noch nicht angetrockneten Grasschnitt nehmen. Zu dick sollte man ihn keinesfalls auftragen, dann besteht die Gefahr, dass sich eine dichte Schicht bildet, die zu faulen beginnt und alles Leben darunter erstickt.

2010-07-26_09wzAlles, was ich ernte, putze ich möglichst vor Ort. Auch diese Sachen (Salatblätter, Schalen von Kohlrabi, Zwiebelschalen, Kartoffelschalen, was eben so anfällt) verteile ich sofort wieder auf den Beeten .

2010-07-26_04wzStauden- und Strauchschnitt (zB Kräuter, die zu groß geworden sind, Rückschnitt von Lavendel, Katzenminze und kleineren Sträuchern) wird grob geschnitten und landet auch auf den Gemüsebeeten.

Manchmal hole ich mir auch aus der freien Natur rundherum Brennnesseln und Beinwellblätter und mulche damit die Beete zwischen den Pflanzen.

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Grob geschnittener Beinwell u.a. rund um die Tomatenpflanzen

Beinwell habe ich aus diesem Grund sogar im Garten angepflanzt, wo er sich munter vermehrt. Wenn er zu groß wird, schneide ich die Blätter und mulche damit meine Gemüsebeete und -töpfe.

Zwischen den Gemüsepflänzchen wachsen bei mir Ringelblumen, Tagetes, oft auch Kamille, Malven, Mutterkraut und andere Kräutlein, die sich gerne massenhaft aussäen.

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Tagetes zwischen Salat- und Kohlrabipflanzen

Diese kleinen Pflanzen lasse ich so lange stehen, bis sie aufgrund des Platzbedarfs wirklich im Weg sind. Erst dann werden sie ausgezupft und finden an Ort und Stelle gleich wieder ihren Platz als Mulch.

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Dillpflänzchen keimen immer von ganz allein überall – hier zwischen Mangold

Auch die meisten Wildkräuter (Gundermann, Klee, Wegeriche, Löwenzahn – was sich halt so ansiedelt) dürfen meist längere Zeit stehen bleiben, wenn sie gekeimt haben und noch keinem Gemüse den Platz streitig machen. Erst wenn das der Fall ist, werden sie von mir ausgezupft und wiederum als Mulch auf den Beeten gelassen.

Das Wichtigste also: Der Boden sollte nie „nackt“ sein. Auch im Winter nicht.
Bei uns wächst eine riesige Pappel (eigentlich zu) nah am Gemüsegarten, die im Spätherbst massenhaft Laub abwirft. Das lasse ich den Winter über auf den Beeten liegen.

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Hinten am Bild erkennbar: Die ca. 70 Jahre alten Schwarzpappel, Laubversorger für den winterlichen Gemüsegarten

Auch wird der Garten nicht im Herbst „abgeräumt“ und liegt dann nackt und schutzlos da, wie man das oft sieht.
Was nicht geerntet wurde, bleibt einfach auf den Beeten. Ebenfalls alle Wildkräuter, die gekeimt haben, alle Ringelblumen, Tagetes etc., die der erste Frost dahingerafft hat, ergänzt durch Staudenschnitt, der noch vor dem Winter anfällt. All das bleibt über den Winter im Garten, bildet eine schützende Decke und bietet den kleinen Helferlein im Boden über den Winter Nahrung.

2010-07-26_11wzWobei ich eher Schwierigkeiten habe, ist der Frühlingsanfang, wenn im eigenen Garten noch nicht soviel Material anfällt. Da muss man sich dann manchmal damit behelfen, bei einem Bauern Heu oder Stroh zu holen. Wobei ich mit Stroh schlechte Erfahrungen gemacht habe – das hat meinen Garten kurzzeitig in ein Weizenfeld verwandelt. Es waren wohl noch zu viele Körner drin. Wer auch einen „Zier“garten hat, bekommt aber bald nach dem Winter Material aus dem Rückschnitt von Lavendel, Salbei und anderen Stauden.

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Lavendelrückschnitt als Mulch im Frühling – ein herrlicher Duft!

Andere werden ihren Boden sicher anders „füttern“.
Ich habe mit meiner Methode bisher sehr gute Erfahrungen gemacht und kann mir damit auch einiges an Arbeit sparen wie häufiges „Unkraut“zupfen, Umgraben, „Aufräumen“ im Herbst und was sonst so traditionell gemacht wird. Für viele Besucher sieht mein Gemüsegarten etwas gewöhnungsbedürftig aus, aber das ist nicht mein Problem.

2010-07-26_07wzMit dieser Methode wird das Bodenleben aktiviert, die Feuchtigkeit bleibt länger im Boden, er wird durch die besonders in den letzten Jahren oft heftigen Regengüsse weniger verdichtet, ich spare mir das Ausbringen irgendwelcher anderen Düngemittel und somit Geld.

2010-07-26_12wzUnd besonders zeitaufwändig ist es auch nicht.

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Dieser Artikel steht in der Reihe „Plädoyer für den Gemüsegarten“.

Die vorangegangenen Teile zum Nachlesen:
Gemüsegarten I – Eine Leidenschaft
Gemüsegarten II – Unendliche Vielfalt
Gemüsegarten III – Faul sein
Gemüsegarten IV – Arten- und Sortenwahl für Bequeme
Gemüsegarten V – Beeren, Kräuter und Obst
Gemüsegarten VI – Nur kein Ernte-Stress

Gemüsegarten VI – Nur kein Ernte-Stress

Wie schon in einem vorangegangenen Beitrag erwähnt, ist es durchaus Ziel, dass von Frühling bis Spätherbst ein wichtiger Teil unseres Essens aus dem Gemüsegarten stammt. Überschuss wird eingefroren, eingekocht, eingelegt, getrocknet und dann bis zur nächsten Gartensaison verspeist.

Weil ich aber ein bequemer Mensch bin und mir das Ganze Spaß machen muss, verarbeite ich den Überschuss nicht zu komplizierten Konserven mit allerlei aufregenden Zutaten, sondern beschränke mich auf einfache Methoden und Rezepte. Auf diese Weise haltbar gemacht, lassen sich meine Vorräte dann im Winter sehr unterschiedlich weiter verarbeiten.

2007-05-22_BeetwzAm schnellsten geht das Einfrieren von Gemüse. Kurz blanchiert und ab in den Gefrierschrank. Viele Gemüsearten sind dazu geeignet. Unser Gefrierschrank bietet aber nur begrenzten Platz und die Anschaffung eines zusätzlichen kommt aus Kosten- und Umweltgründen nicht in Frage. Eingefroren werden in erster Linie Fisolen, Zuckerschoten, blanchierter Mangold und ein paar gewürfelte Packerl Karotten, Kohlrabis u.a. Sie sollen als schnelle Beilage im Winter verfügbar sein.
Ebenfalls tiefgefroren werden klein geschnittene Kräuter wie Basilikum, Petersilie, Schnittsellerie und Liebstöckel. Aus Basilikum und Bärlauch mache ich außerdem eine Pestobasis und friere sie in kleinen Dosen ein. Die meisten anderen Kräuter trockne ich einfach und lagere sie in gut verschlossenen Gläsern.

Wobei ich schon bei der zweiten Konservierungsmethode bin, dem Trocknen. Getrocknet werden Kräuter für die Küche, für Tee und Bäder sowie auch Tomaten. Letztere trockne ich jedoch nicht ganz, sondern nur so weit, dass sie noch gut biegsam sind. Dann kommen sie in eine Dose und werden Platz sparend eingefroren. Sie brauchen auf diese Weise nur einen Bruchteil des Platzes, den sie roh einnehmen würden und lassen sich dennoch für viele Zubereitungsarten verwenden. Ansonsten koche ich Tomaten kurz mit Salz und etwas Zucker auf und fülle sie in Twist-Off-Gläser. Dann kommen sie noch kurz zum Sterilisieren ins Backrohr. Die so entstandene Soßenbasis lässt sich sehr vielfältig weiter verarbeiten und hält ziemlich lang, jedenfalls bis zur nächsten Tomatensaison.

2007-10-02_ChiliswzDas Einlegen von Gemüse ist mir im Allgemeinen zu langwierig und es schmeckt uns auch nicht sonderlich. Das Einzige, was ich trotzdem gerne einlege, sind Chilis. Unterschiedliche Sorten in einem Glas zusammen mit vielen Kräutern munden einfach viel besser als die gekauften! Wenn allerdings die Bequemlichkeit siegt, weil es grade furchtbar heiß ist, wenn wieder einmal eine Ladung Chilis reif ist, fädle ich sie einfach auf und häng‘ sie ans Fenster zum Trocknen.

Bei ausreichend Zeit und vor allem Lust, bin ich hin und wieder auch mal etwas kreativer: Dann probiere ich verschiedene Gelees aus, zu denen ich mir die Zutaten – Kräuter, Blumen, Beeren – frisch aus dem Garten hole. Oder ich mache Kräutersalz in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Aber das muss nicht sein und dient mehr der Befriedigung meiner neugierig-kreativ-kulinarischen Ader als der „Versorgung“.

Ebenso verhält es sich mit allem Alkoholischen. Ich liebe es, unterschiedlichste Liköre anzusetzen, mit Beeren, Kräutern und anderen Zutaten wild herum zu panschen. Ganz fein ist auch selbst gemachter Fruchtwein oder Hochprozentiges. Eine sehr spannende Sache, wenn Kräuter langsam ihren Geschmack abgeben, wenn Maischefässer umzurühren sind und feine Düfte durch den Keller ziehen. Zur Befriedigung dieser Experimentierlust haben wir einige Beeren- und Obstarten im Garten gepflanzt. Da uns das beiden Spaß macht, verbindet es auch und ist zu einem gemeinsamen Hobby geworden. Wenn jedoch die Bequemlichkeit oder andere Interessen über die Experimentierfreude siegen, bleiben die Beeren in diesem Jahr einfach als Vogelfutter an den Sträuchern.

2007-08-07_Melissenwucherwz

Melissenwucher im Teebeet

Seit wir den Garten haben, mache ich all unsere Sirupe selber. Gekaufte Säfte trinken wir nur noch ganz selten – und unsere Gäste fragen schon immer nach dem geheimnisvollen „ZMM“. Nun, ZMM ist die Abkürzung für „Zitronenmelisse mit Minze“ und steht auf dem Etikett vieler unserer Saftflaschen. Dann gibt’s noch ZM für Zitronenmelisse, ZV für Zitronenverbene, M für Minze, ZB für Zitronenbasilikum, H für Holler oder Mon für Monarde – und sämtliche Kombinationen davon. Sirup herstellen, geht schnell und unkompliziert. Solange wir ihn trinken und ich das nicht als lästige Arbeit betrachte, werde ich das weiterhin machen. Ich versuche hierbei aber auch, das nicht zur Verpflichtung werden zu lassen.

2007-06-12_SpargelsalatewzZum Zwang, alles ernten und verarbeiten zu müssen, was gerade wächst, sollte Gemüseanbau nicht ausarten. Auch deshalb zum Beispiel mag ich keine Kopfsalate, denn da sind dann plötzlich 20 gleichzeitig „fertig“. Ich baue lieber die lockeren Pflücksalate an, wo ich mir da und dort einfach laufend soviel pflücken kann, wie ich will. Und wenn sie mal nicht abgeerntet werden, entwickeln sie sich zu wirklich dekorativen Pflanzen, die so auch einen gewissen Sinn erfüllen. Im ersten Jahr meinte ich sogar noch, alle unreifen Tomaten verarbeiten zu müssen und machte komplizierte Chutneys, die dann keiner aß. Solche Aktionen habe ich mir schon im zweiten Gemüsejahr abgeschminkt. Jetzt landen unreife Tomaten einfach in einer Schachtel zum Nachreifen.

Es erfordert eine veränderte Sichtweise und eine gewisse Gelassenheit, Beeren an den Sträuchern zu lassen oder Gemüseüberschuss einfach mal auszureissen und auf den Kompost zu geben. Es war für mich gar nicht einfach, mich dieser Sichtweise anzunähern. Von zu Hause kannte ich einen sehr, sehr sorgsamen Umgang mit allem Essbaren. Ich denke mir mittlerweile, wenn etwas wirklich zu viel ist oder ich so ganz und gar nicht ernten mag: Auf dem Kompost machen die Pflanzen ja in gewisser Weise auch Sinn und kommen uns wieder zugute.

2007-03-16_Ueberwinterte Karotten2wzLetztes Jahr „schaffte“ ich es sogar, auch mal ein halbes Beet voll Karotten vor dem Winter einfach stehen zu lassen, weil es mir überhaupt keinen Spaß gemacht hat, sie zu putzen und einzufrieren. Die Natur hat meine Gelassenheit honoriert: Der Winter war so mild, dass ich die Karotten im Frühling ernten konnte. So habe ich gelernt, dass Faulheit manchmal auch belohnt wird.

Weiter geht’s mit dem „Plädoyer für den Gemüsegarten“ demnächst im siebten Teil:
„Gemüsegarten VII – (Sich) Gutes Tun“

Die vorangegangenen Teile zum Nachlesen:
Gemüsegarten I – Eine Leidenschaft
Gemüsegarten II – Unendliche Vielfalt
Gemüsegarten III – Faul sein
Gemüsegarten IV – Arten- und Sortenwahl für Bequeme
Gemüsegarten V – Beeren, Kräuter und Obst

Gemüsegarten V – Beeren, Kräuter und Obst

Im ganz engen Sinn hat das Thema „Beeren, Kräuter und Obst“ nichts mit dem Gemüsegarten zu tun. Ich nehme es in diese Reihe auf, weil es in die Kategorie „Essbares“ gehört und für mich deswegen ein sehr direkter Zusammenhang besteht.

Kräuter sind schon seit meiner Kindheit eine Leidenschaft von mir. So war es ganz selbstverständlich, dass im eigenen Garten den Kräutern sehr viel Raum gelassen wird. Nicht essbare, teils sogar giftige „Hexenkräuter“ ebenso einige Heilpflanzen und ein paar Kräuter, die ich zum Kochen oder für Tee verwende, wachsen im Kräutergarten. Kräuter, die ich gerne für Tee und Sirupe verwende, wachsen großteils im Teebeet, Kräuter zum Würzen sind vielfach am Rand von Staudenbeeten zu finden oder einfach im Gemüsegarten verteilt. Manche empfindlichen oder wuchernden Sorten haben auch Töpfe bekommen.

2007-08-29_TeebeetGangwz

Rechts das „Teebeet“ mit verschiedensten Kräutern, links ein Staudenbeet mit vielen Kräutern als Randbepflanzung und verschiedenen Minzesorten in großen Kübeln

Ein Gemüsegarten ohne die richtige Kräuterwürze macht nur halb so viel Vergnügen. Wer eigenes Gemüse anbaut, legt meist auch Wert auf die richtige Würze. Je mehr man sich mit Kräutern beschäftigt, desto bewusster erlebt man auch auf diesem Gebiet die Vielfalt. Thymian, nur als ein Beispiel, ist nicht gleich Thymian. Es gibt ihn in verschiedenen Geschmacksrichtungen: Zitronenthymian, Orangenthymian, Steinpilzthymian, Kümmelthymian usw. Sogar Menschen, deren Sinne nicht unbedingt geschult sind, erriechen und schmecken die Unterschiede.

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Steinpilz-Thymian im Staudenbeet als Begrünung der Mauer

Beim Kräuteranbau versuche ich auch die Kriterien zu beachten, die sich für meinen Gemüseanbau ergeben haben. Ich pflanze bunt durcheinander, das vermindert den Schädlingsbefall, ebenso wie die Wahl des richtigen Standorts. Bevorzugt kultiviere ich mehrjährige, winterharte Kräuter. Viele zweijährige, wie zum Beispiel Schnittsellerie oder Petersilie, lasse ich blühen und aussamen. Das spart einiges an Aufwand. Ich muss nur mehr die kleinen Pflanzerl dorthin pflanzen, wo ich sie haben will. Bei nicht winterharten Kräutern versuche ich mich auf ein Minimum zu beschränken: Ich mag einfach nicht im Herbst die großen Töpfe reinschleppen, im Frühling wieder raus und den ganzen Winter bangen, dass die Kräuter auch den Frühling wieder erleben… So habe ich nur wenige Wintergäste im Haus, im wesentlichen nur Lorbeer, Zitronenverbene, Zitronengras und den köstlichen Pinienrosmarin. Heuer auch noch einen „normalen“ Rosmarin. Ich hoffe jedoch, dass ich mir die Schlepperei des schweren Rosmarintopfes bald sparen kann, da ich dieses Jahr zwei Pflanzen einer winterharten Sorte, Rosmarinus officinalis „Arp“, in den Garten gepflanzt habe.

2007-08-07_Melissenverarbeitungwz

Kräuterverarbeitung kann durchaus angenehm sein

Bei den Tee- und Siruppflanzen habe ich keine ausgefallenen und komplizierten Sorten. Es ist schon genug Arbeit, die Stauden zu beernten und zu verarbeiten, da muss nicht auch noch die Kultur an sich Arbeit machen. Zwar gäbe es jede Menge interessante nicht winterharte, einjährige Teepflanzen mit durchaus köstlichem Geschmack, aber ich verzichte gerne auf die Arbeit, die sie durch jährliche Aussaat oder Überwinterung machen würden. Nur hin und wieder experimentiere ich einmal mit einem neuen Kräutlein.

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Orangenminze in einem Topf im Staudenbeet in inniger Umarmung mit dem Zierlauch

Kräuter sind eine unglaubliche Bereicherung: Einfache Gerichte lassen sich aufpeppen und variieren, man hat immer gesunde und wohlschmeckende Tees zur Hand, Sirupe lässen sich schnell und einfach zubereiten – Getränke ohne künstliche Farbstoffe, ganz bio und mit wenig Zucker. Kräuterbäder im Winter sind eine wahre Wohltat und der Duft von verräucherten Kräutern in der kalten Jahreszeit ebenso. Zudem sind die meisten Kräuter auch wahre Schönheiten im Garten.

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Blüten des Origanum dictamnus

Sehr unkompliziert und eine echte Freude sind Beerensträucher. Beeren bieten so viele Möglichkeiten der Verarbeitung – vom einfachen Naschen bis hin zu Gelees, Marmeladen, Kompotten, Säften, Likören, Fruchtweinen oder noch Hochprozentigerem. Für experimentierfreudige GärnterInnen eine wahre Freude! Ihre Kultur macht wenig Arbeit. Sie freuen sich ab und zu über etwas Kompost und über eine ganzjährige dicke Mulchdecke. Auch der Schnitt ist nicht zeitaufwändig. Und wenn uns mal nicht nach Ernten und Verarbeiten ist, freuen sich die Vögel im Herbst und Winter über die köstlichen Beeren.

2007-05-28_Stachelbeerewz

Stachelbeeren warten auf Sonne – wir wollten sie nicht den Vögeln überlassen, deshalb die CDs zur Vogelabwehr

Mittlerweile haben wir eine ganze Menge Beeren in unserem Garten: eine Brombeere, weiße, rote und schwarze Johannisbeeren, eine Jostabeere, drei Maibeersträucher, rote und gelbe Himbeeren, drei Heidelbeeren in Töpfen unterpflanzt mit Cranberrys, zwei grüne Stachelbeerhochstämmchen und einen roten Stachelbeerstrauch, zwei Apfelbeerstämmchen, einen Apfelbeerstrauch, zwei Vogelbeerbäume und eine Strauchvogelbeere, zwei Schlehen, einige Sanddornsträucher und nicht zu vergessen die einige Holunder.
Diese Beeren bieten eine große geschmackliche Vielfalt und eine Unzahl an Möglichkeiten, etwas Köstliches daraus zu zaubern. Für mich eine große Bereicherung, die nur mit wenig Arbeitsaufwand verbunden ist bzw., wenn man lieber dem Nichts-Tun frönen will, mit der mit der Freude, den Vögeln beim Picken zuzusehen.

2007-07-15_Vogelbeerewz

Unreife Vogelbeeren (Mährische Eberesche – Sorbus aucuparia var. moravica)

Beim Obst sehe ich das etwas anders. Das fällt, wenn es nicht geerntet wird, auf den Boden und fängt an zu gären, riecht aufdringlich und lockt unzählige Wespen an. Deshalb – und auch wegen des beschränkten Platzangebots im Garten – halten wir uns mit dem Obstanbau sehr zurück. Es gibt mittlerweile zwei Zwetschkenbäume, eine Marille, einen Apfel- und einen Quittenbaum. Das war’s auch schon mit den Obstbäumen. Alle sind derzeit noch recht klein und werden einige Jahre brauchen, um nennenswerte Erträge zu liefern. Mehr Arbeit will ich mir nicht aufhalsen. Auch wenn die Verlockung manchmal groß ist: Diesbezüglich bleibe ich standhaft.
Ach ja, Weintrauben haben wir auch. Aber die fallen eher in die Kategorie: Wenn wir keine Lust zum Ernten haben, übernehmen das die Vögel.

2006-05-25_MojeHammarbergPurpursalbeiwz

Die Rose Moje Hammarberg zwischen Purpursalbei, Wiesensalbei und Mutterkraut im Kräutergarten

Zu einzelnen Kräutern oder Beerensorten werde ich sicherlich in den nächsten Monaten mal eigene Posts machen.

Weiter geht’s mit dem „Plädoyer für den Gemüsegarten“ demnächst im sechsten Teil:
Gemüsegarten VI – Nur kein Ernte-Stress

Die vorangegangenen Teile zum Nachlesen:
Gemüsegarten I – Eine Leidenschaft
Gemüsegarten II – Unendliche Vielfalt
Gemüsegarten III – Faul sein
Gemüsegarten IV – Arten- und Sortenwahl für Bequeme

Gemüsegarten IV – Arten- und Sortenwahl für Bequeme

Ich gehe nochmals auf einen Aspekt des „faulen Gemüsegärnterlebens“ näher ein, den ich schon im vorigen Beitrag kurz angerissen habe. Sicherlich hängt ein Großteil des Erfolgsgefühls und der Lust am Gemüsegärntern davon ab, dass man die für sich passenden Pflanzen anbaut und damit Ärger und Zeit spart. Deshalb sollte die Auswahl der richtigen Gemüse- und Salatarten und -sorten gut überlegt sein. Ich stehe hier auch noch am Anfang. Einiges habe ich aber schon ausprobiert und gelernt in den letzten Jahren.

Das Optimum sind natürlich ausdauernde Pflanzen, die den Winter überstehen, jedes Jahr wieder austreiben und beerntet werden können. Das spart viel Zeit, die man sonst in die alljährliche Anzucht investieren müsste.

2007-09-11_guterHeinrichwz

Blätter des Guten Heinrich

Mein absoluter Favorit unter den ausdauernden Gemüsepflanzen ist der Gute Heinrich (Chenopodium bonus-henricus), ein Gänsefußgewächs. Der Gute Heinrich lässt sich hervorragend als Spinat verwenden. Er ist das ganze Jahr über zu beernten, treibt jedes Jahr schon früh aus und liefert ohne Arbeitsaufwand das ganze Jahr über Spinat.

2007-09-11_WildeRaukewz

Wilder Rauke

Sehr praktisch ist auch die Wilde Rauke (Rucola silvatica), die Wildform der Italienischen Rauke. Sie hat schmälere Blätter als die einjährige kultivierte Form und schmeckt intensiver. Wer Rucola als Beigabe in den Salat mag, kommt gut mit der Wilden Rauke aus. Mit mehreren Pflanzen ersetzt sie komplett den einjährigen Rucola. Sie ist winterhart und vom Frühling bis in den Winter zu beernten.
Auch die Türkische Rauke (Bunias orientalis) kommt jedes Jahr verlässlich wieder. Sie schmeckt sehr intensiv, ein wenig nach Rettich und landet bei mir immer im Salat als pikante, vitaminreiche Zugabe.

2007-09-18_Brunnenkresse2wz

Brunnenkresse

Ebenfalls ausdauernd und gut für Salat, auf Butterbrote, in Suppen oder Aufstriche ist die Brunnenkresse (Nasturtium officinale). Seit ich Brunnenkresse in meinem Feuchtbeet kultiviere, baue ich keine Kresse mehr an und spare damit auch wieder Zeit. Zudem ist die Brunnenkresse mit ihren großen Blättern wesentlich schneller gewaschen.
Im Feuchtbeet hat sich auch wunschgemäß die Bachbunge (Veronica beccabunga) breitgemacht. Winterhart, ausdauernd, vitaminreich und dazu noch hübsche blaue Blüten – was will man mehr! Vom Frühling bis zum Winter habe ich so eine feldsalatähnliche Pflanze jederzeit zur Verfügung.

Apropos immer zur Verfügung: Wer Bärlauch liebt, aber bedauert, dass dieser nur im Frühling zu ernten ist, sollte sich Chinesischen Schnittknoblauch (Allium tuberosum) anschaffen. Auch er ganzjährig zu beernten, winterhart und ausdauernd. Der Geschmack steckt im Namen: Lauch mit leichtem Knoblauchgeschmack. Gut geeignet für Suppen, Aufstriche oder asiatische Wok-Gerichte. Und er legt von Jahr zu Jahr an Umfang zu, sodass er sich schon bald teilen lässt.
Wem es zuviel Arbeit ist, jedes Jahr Lauch anzubauen, der kann sich einfach Ausdauernden Lauch (Allium species) in den Garten holen. Ein Lauch mit wesentlich dünneren Stangen (Stängeln wäre hier das richtige Wort). Aber wer nur kleine Mengen Lauch benötigt, wird damit zufrieden sein: Ausdauernd, vom Frühling bis zum Winter verfügbar, macht überhaupt keine Arbeit.

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Von links nach rechts: blühender Schnittknoblauch, dazwischen Kohlrabi, dann Ausdauernder Lauch, Wilde Rauke, Abschluss der Reihe mit Schnittlauch

Ebenso aus der Familie der Allium-Gewächse stammt die Winterheckenzwiebel (Allium fistulosum). Eine winterharte, ausdauernde Lauch-Art, deren kräftige grüne Röhren das ganze Jahr über beerntet werden können. Ich verwende sie gerne als Salatbeigabe oder als Zwischendurch-Mahlzeit auf ein Butterbrot. Macht, einmal im Garten, null Arbeit und liefert vom Frühling bis in den Winter immer frisches Grün.

Blauen Lattich und einige andere ausdauernde Pflanzen, die sich als Gemüse oder Salat eignen werde ich noch ausprobieren.

Ich hab in den letzten Jahren gelernt, dass der Lustfaktor nicht nur vom zeitsparenden Anbau abhängt, sondern auch von einer möglicht unkomplizierten, raschen Verarbeitung.
Was mich an Gemüse und Salaten wirklich nervt, ist, wenn ich sehr viel Zeit zum Waschen benötige. Deshalb baue ich z.B. fast nur mehr Mangold mit wenig bis nicht gekräuselten Blättern an. Die beliebte Sorte „Lukullus“ hat mir zu „unübersichtliche“ Blätter, da dauert das Waschen ewig. Der rotstielige „Vulkan“ oder die buntstielige Sorte „Bright Lights“ hingegen haben viel glattere Blätter. Da geht das Waschen ruckzuck. Ebenso achte ich bei Salatsorten darauf, stark gekräuselte und kleingefiederte zu vermeiden. Es dauert zum Beispiel erheblich länger einen „Lollo Rosso“ zu waschen, als den „Amerikanischen Braunen“. Leider gibt es in Gärtnereien oft nur Lollos oder Eichblattsalate als Pflanzerl zu kaufen. Da bleibt dann nur die eigene Aussaat. Das Säen, Pikieren und Verpflanzen braucht natürlich Zeit. Deshalb greife ich oft auf eine andere Methode zurück, um an die gewünschte Sorte der Salatjungpflanzen zu kommen: die Selbstaussaat.

2007-09-11_Selbstaussaatwz

Selbst aufgegangene Salatpflanzerl

Salatpflanzen, die ich mag, lasse ich sehr gern blühen. So säen sie sich selbst aus. Die Jungpflanzen sind meist kräftiger als mühsam in der Anzuchtschale ausgesäte und pikierte. Von den jungen Salaten, die sich selber ihr Plätzchen im Garten gesucht haben, ernte ich dann noch im selben Jahr im Herbst bis in den Winter hinein. Manche Samen keimen erst im Frühling und wachsen zu robusten Salatköpfen heran. Wenn eine Pflanze dort, wo sie aufgegangen ist, im Weg steht, kann ich sie ja jederzeit verpflanzen.
Beim Mangold, Melde (Atriplex hortensis) und Riesengänsefuß (Chenopodium giganteum), allesamt als Blattgemüse und Salat zu verwenden, funktioniert die Selbstaussaat übrigens auch sehr gut.
Erstaunlicherweise funktioniert die Selbstaussaat auch bei einer Mulchdecke. So richtig dick mulche ich ja nicht. Anscheinend gerade soviel, dass die Keimlinge nicht überhand nehmen und es trotzdem genug schaffen.

Ein Ärgernis ist es, wenn Salate zu sehr von Schnecken befallen sind. Mit der richtigen Sortenwahl lässt sich dieses Problem ein klein wenig mildern. Ich ziehe Pflücksalate den geschlossenen Köpfen vor, denn in Pflücksalaten mit ihren eher offenen Köpfen entdeckt man die Schnecken leichter. In geschlossenen Salatköpfen können die Schleimer auch tagsüber bleiben und fressen diese von innen her richtiggehend auf. Spargelsalate und dunkelrote Salatsorten mögen sie weniger als hellgrüne Sorten. Warum? Keine Ahnung. Ist einfach meine persönliche Erfahrung.
Auf Spinat haben Schnecken richtigen Heißhunger. Dieses Problem habe ich dadurch gelöst, dass ich Guten Heinrich anbaue, der erstens keine Arbeit mehr macht, wenn er einmal etabliert ist und zweitens von den Schnecken in unserem Garten weithgehend gemieden wird. Warum? Wiederum keine Ahnung.

Den Anbau von „Ärger-Gemüse“ lasse ich bleiben. Damit meine ich Kulturen, die trotz mehrmaligem Versuch keinen nennenswerten Ertrag bringen. Entweder weil die Pflanzen immer nur mickern (vielleicht hat man einfach nicht die richtigen Bedingungen – Bodenbeschaffenheit, Lichtverhältnisse, Klima) oder regelmäßig sehr stark von Schädlingen befallen werden. So erging es mir mit Radies und Radieschen immer. Jedes Jahr habe ich mich geärgert über die Radieschen, die alle „wurmig“ waren, wie es im Volksmund so schön heißt. Beim Umschauen nach einer Alternative für Radieschen -auf den Rettichgeschmack will ich nicht verzichten – bin auf den Rattenschwanzrettich“ (Raphanus caudatus) gestoßen. Von den Rattenschwänzen isst man die jungen, zarten Samenstände. Für mich sind sie ein perfekter, leicht zu kultivierender Ersatz für Radieschen – und ich muss mich nicht mehr jedes Jahr ärgern. Auf den Anbau von Kohl verzichte ich fast völlig. Der Befall mit den Raupen des Kohlweißlings ist einfach zu groß, da hilft auch die kunterbunteste Mischkultur nichts. Und Absammeln kommt bei Raupen für mich nicht in Frage. Erstens mag ich Schmetterlinge, zweitens will ich die Zeit nicht investieren. Somit gehört Kohl zu dem wenigen Gemüse, das gekauft wird. Abgesehen von Pak Choi und Kohlrabi. Die beiden Kohlarten werden kaum von Raupen heimgesucht und bringen passable Erträge.
Das mag jetzt nach „Weg des geringsten Widerstandes“ klingen, aber was soll’s. Gemüseanbau soll ja Spaß machen!

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Stangenbohnen tragen reichlich, zuverlässig und machen kaum Arbeit

Im Gegensatz zum „Ärger-Gemüse“ gibt es auch richtiggehende „Spaß-Kulturen“: Gemüsearten, die immer Freude bringen, weil sie einfach sind und zuverlässig tragen. Darunter fallen bei mir zum Beispiel die Zucchinis, die es ja auch in vielen Farben und Formen gibt. Fast jedes Jahr kommt es unweigerlich so weit: Die Zucchinischwemme ist da. Dann müssen Nachbarn und Freunde herhalten… Ähnlich ist es mit Stangenbohnen. Die Arbeit hält sich in ganz engen Grenzen. Der Ertrag ist bei richtiger Sortenwahl riesig, der Anblick eine Freude, die Verarbeitung geht zügig.

Weiter geht’s mit dem „Plädoyer für den Gemüsegarten“ demnächst im fünften Teil:
Gemüsegarten V – Beeren, Kräuter und Obst

Die vorangegangenen Teile zum Nachlesen:
Gemüsegarten I – Eine Leidenschaft
Gemüsegarten II – Unendliche Vielfalt
Gemüsegarten III – Faul sein

Gemüsegarten III – Faul sein

Nur Faul sein, das geht nicht. Natürlich ist Gemüseanbau Arbeit. Das kann niemand, der selber Gemüse zieht, bestreiten. Aber ich habe in den letzten Jahren meinen eigenen Anbau“stil“ entwickelt, damit sich diese Arbeit in erträglichen Grenzen hält. Denn schließlich soll das Ganze ja auch Spaß machen!

Ich will mir keinesfalls anmaßen, alle Tricks zu kennen oder es besser zu wissen. Ich möchte nur aufgrund meiner noch bescheidenen Erfahrungen aufzeigen, dass es durchaus Möglichkeiten gibt, Gemüse auch mit weniger (als den oft befürchteten) Aufwand anzubauen.

Was ich überhaupt nicht mache, ist Umgraben. Diese kraftraubende Tätigkeit erspare ich mir aus zwei, wie ich meine, guten Gründen. Erstens will ich Kraft und Zeit sparen, so gut es geht. Es bleiben im Garten immer noch genug anstrengende Tätigkeiten zu tun. Und zweitens, und das kommt der angestrebten „Arbeitsersparnis“ sehr entgegen, will ich die einzelnen Bodenschichten samt Bodenlebewesen nicht ständig durcheinander bringen. Also gebe ich jedes Jahr eine kräftige Ladung vom eigenen Kompost auf die Beete und hacke diesen oberflächlich ein.

2007-07-01_Unordnungwz

Durcheinander in den Beeten

Was ich mir noch erspare ist eine sklavische Fruchtwechsel- und Mischkultur. Ich baue nicht in Reih und Glied an oder mache mir komplizierte Tabellen, was worauf folgen und was keinesfalls oder unbedingt neben welchem Gemüse wachsen sollte. Das wäre mir zu aufwändig und lustraubend. Ich pflanze die Sonnenanbeter in den von früh bis abends sonnigen Teil des Gemüsegartens. Der Rest, der schon am späteren Nachmittag auch etwas Schatten abbekommt, wird aufgeteilt unter den anderen Kulturen. Alles, was höher wächst, wie z.B. Tomaten oder Paprikas, wird unterpflanzt mit Salaten oder Kräutern. Wo grad ein Plätzchen frei wird, pflanze ich sofort nach mit dem, was grad zur Verfügung steht.

Um den Boden zu schützen, mulche ich mit allem, was mir in die Finger kommt – Rasenschnitt, der leider jedes Jahr weniger wird, Staudenschnitt, wenn keine Samen dran sind. Da landen auch schon mal Reste vom Gemüseputzen einfach auf dem Beet, wo geerntet wurde, anstatt am Kompost. Das sieht nicht immer schön aus, aber es ist praktisch. So muss ich nicht jedesmal zum Komposthaufen laufen, sondern lasse vieles einfach gleich an Ort und Stelle.

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Mulchchaos am Hügelbeet kaschiert mit Ringelblumen

Wenn es heiß ist und ich mal Unkraut zupfe, bleibt vieles davon einfach im Beet liegen. Die Sonne vertrocknet es ohnehin ganz schnell. Diese Mulchschicht sorgt für ein reges Bodenleben und ist gleichzeitig Dünger für meine Beete. Bei dichter Bepflanzung und Mulch kommt allerdings auch weniger Unkraut auf.

Apropos Dünger: Ich nahm mir anfangs vor, regelmäßig Kräuterbrühen und -jauchen anzusetzen für den Gemüsegarten. Schnell wurde ich bequem. Jetzt landen Brennesseln, die ich mir aus der nahen Au jederzeit holen kann und Beinwell, den ich zu diesem Zweck in rauhen Mengen eigens im Garten angesiedelt habe, einfach als Mulchschicht in den Beeten und auf den vielen großen Tomatentöpfen. Mir scheint, sie erfüllen auch so ihren Zweck ganz gut.

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Ein Teil meiner Beinwell“plantage“

Mulchstress mache ich mir aber keinen. Habe ich nicht genug Material, bleibt der Boden eben offen. Meist ist ja sowieso alles sehr dicht bepflanzt.

Für manche schaut mein Gemüsegarten sehr unordentlich aus. Eben weil so viel „Zeugs“ auf den Beeten herumliegt, nichts in Reih und Glied steht und weil ich vieles auch blühen und sich versamen lasse. Salate zum Beispiel oder Mangold. Da keimen dann irgendwo die Pflänzchen, die ich nur mehr umpflanzen muss, wenn grad wieder wo ein Platz frei ist. Im Frühling keimen dann oft ganz von selber die käftigsten Salate.

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Tagetes zwischen Tomaten, Mangold und anderem

Einen unordentlichen Eindruck könnten auch die Ringelblumen und Tagetes machen, die verstreut in vielen Beeten wachsen. Sie sollen ja die Bodengesundheit fördern und vor allem Nematoden abwehren. Zudem stehen Schnecken auf Tagetes. Sie lieben diese Pflanzen so sehr, dass sie Nachbarpflanzen vielfach in Ruhe lassen, solange sie Tagetes beknabbern können. Daher dürfen sich Ringelblumen und Tagetes auch jedes Jahr versamen. Ich zupfe dann die, die zuviel sind, aus und verwende sie umgehend wieder als Mulch.

In zwei kleineren Tomatenbeeten außerhalb des eigentlichen Gemüsegartens wächst jedes Jahr Kapuzinerkresse als Bodendecker. Damit erspare ich mir die ganze Saison in diesen Beeten das Mulchen und das Unkrautzupfen, der Boden trocknet nicht so schnell aus und noch dazu sieht es hübsch aus. Allerdings geraten die Kressepflanzen alljährlich gegen Ende des Sommers außer Kontrolle und wandern auch außerhalb der Beete herum. Mich stört das nicht.

Am Anfang meines Gemüsegärtnerlebens machte ich mir viele Sorgen wegen des bösen Kleingetiers, das hinter meinem Gemüse her war. Jetzt sehe ich das wesentlich gelassener.

2007-09-11_HuepferwzGrashüpfer, von denen sich sehr, sehr viele in unserem Garten tummeln, fressen gerne an allen grünen, zarten Blättern. Aber sie lassen immer absolut ausreichend für uns übrig. Blattläuse, wie ich sie auf vielen Salatköpfen von früher kannte, haben wir keine im Gemüsegarten. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass ich alles so kunterbunt pflanze und keine Monokulturen anlege. Oder an den vielen fleißigen Marienkäfern, die sich im Garten aufhalten. Raupen waren ein großes Problem. Den Anbau einiger Kohlsorten habe ich ihretwegen aufgegeben. Aber ich muss ja wirklich nicht alle Sorten haben. Mir bleiben immer noch Kohlrabi und Pak Choi, die beiden mögen sie komischerweise nicht so gerne. Die einzigen Tierchen, die ich nicht gerne dulde, sind Nacktschnecken, die sich in allen Größen im Garten herumtreiben. Ich sammle sie trotzdem nur selten ab. Der Aufwand ist mir einfach zu hoch. Ich pflanze daher viele Salate, die sie nicht so mögen wie Spargelsalat oder Salate mit dunkelroten Blättern. Wenn ein Salatkopf sehr von Schnecken belagert ist, dann habe ich eine Abmachung mit ihnen: Ich lasse den Salatkopf für sie stehen. Die Schnecken scheinen das zu verstehen und machen sich oft fast nur über diesen einen her und lassen die anderen weitgehend in Ruhe.

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Schlangengurken klettern am Zaun

Was dem Faul sein in Punkto Gemüsegarten sehr entgegenkommt, ist natürlich die automatische Bewässerung in den Gemüsebeeten, die ich in den Hochsommermonaten einschalten kann. Dann wird zur ausgewählten Zeit alles brav von unten gegossen. Und ich muss nicht auch noch den Gemüsegarten mit Wasser versorgen. Mit den Töpfen habe ich ohnehin genug zu gießen.

Mit all diesen Dingen spare ich einiges an Zeit, die ich sehr gerne in die Kulturen investiere, die mich am meisten interessieren: Tomaten und Chilis. Hier betreibe ich echt großen Aufwand mit der Aussaat vieler Sorten, mit Pikieren und Beschildern. Aber auch da werde ich von Jahr zu Jahr routinierter und lerne, Zeit mit gewissen Tricks zu sparen. Sollte ich jedoch beim Gemüsegärtnern irgendwann ganz viel Zeit sparen wollen, könnte ich ja einfach ein paar o8/15-Tomatenpflanzen aus der Gärtnerei kaufen und hätte bestimmt auch gute Erträge. Wer weiß, vielleicht mach‘ ich das irgendwann mal so. Diese Freiheit muss ich mir geistig – trotz meiner Neugier auf Vielfalt – offenhalten.

2007-10-02_TomatenwzNur weil man einen Gemüsegarten hat, heißt das auch noch lange nicht, dass man alles anbauen muss, was es für die jeweilige Jahreszeit gibt. Man sollte sich nicht selber unter Druck setzen. Heuer habe ich zum Beispiel auf den Anbau von Wintersalat wie Zuckerhut oder Endivien gänzlich verzichtet, weil es mir einfach keinen Spaß gemacht hat und ich nicht noch mehr Arbeit haben wollte. Nächstes Jahr ist das vielleicht wieder anders.

Und sollte mich irgendwann die Unlust komplett befallen und ich mal kein oder weniger Gemüse anbauen wollen, säe ich einfach Gründünger in die Beete. Der sieht hübsch aus, sorgt für gesunden Boden und ich halte mir alle Optionen für das kommende Gemüsejahr offen. Das Phacelia-Packerl liegt für alle Fälle immer bereit…

 Weiter geht’s mit dem „Plädoyer für den Gemüsegarten“ demnächst im vierten Teil:
Gemüsegarten IV – Arten- und Sortenwahl für Bequeme

Teil I und II zum Nachlesen:
Gemüsegarten I – Eine Leidenschaft
Gemüsegarten II – Unendliche Vielfalt