Den Boden des Gemüsegartens so zu „behandeln“, dass er dauerhaft gute Ernten abwirft, ist keine so hochkomplexe Wissenschaft, wie heutzutage oft vermittelt wird. Sicher, es gibt unterschiedlichste Herangehensweisen. Meine ist recht einfach, praktisch umzusetzen und auch nicht sonderlich aufwändig. Ich füttere den Boden einfach regelmäßig – und das funktioniert bestens.
Nach dem Winter kommt Kompost auf die Beete. Dieser wird nur leicht untergehackt. Umgegraben wird bei mir so gut wie nie.
Während des Jahres kommt zwischen die Gemüsepflanzen regelmäßig dünn der frisch gemähte Rasenschnitt, der viel eher einem Wiesenschnitt gleicht als einem klassischen Rasen. Wenn man ihn nur relativ dünn an sonnigen Tagen verteilt, kann man auch den noch nicht angetrockneten Grasschnitt nehmen. Zu dick sollte man ihn keinesfalls auftragen, dann besteht die Gefahr, dass sich eine dichte Schicht bildet, die zu faulen beginnt und alles Leben darunter erstickt.
Alles, was ich ernte, putze ich möglichst vor Ort. Auch diese Sachen (Salatblätter, Schalen von Kohlrabi, Zwiebelschalen, Kartoffelschalen, was eben so anfällt) verteile ich sofort wieder auf den Beeten .
Stauden- und Strauchschnitt (zB Kräuter, die zu groß geworden sind, Rückschnitt von Lavendel, Katzenminze und kleineren Sträuchern) wird grob geschnitten und landet auch auf den Gemüsebeeten.
Manchmal hole ich mir auch aus der freien Natur rundherum Brennnesseln und Beinwellblätter und mulche damit die Beete zwischen den Pflanzen.
Beinwell habe ich aus diesem Grund sogar im Garten angepflanzt, wo er sich munter vermehrt. Wenn er zu groß wird, schneide ich die Blätter und mulche damit meine Gemüsebeete und -töpfe.
Zwischen den Gemüsepflänzchen wachsen bei mir Ringelblumen, Tagetes, oft auch Kamille, Malven, Mutterkraut und andere Kräutlein, die sich gerne massenhaft aussäen.
Diese kleinen Pflanzen lasse ich so lange stehen, bis sie aufgrund des Platzbedarfs wirklich im Weg sind. Erst dann werden sie ausgezupft und finden an Ort und Stelle gleich wieder ihren Platz als Mulch.
Auch die meisten Wildkräuter (Gundermann, Klee, Wegeriche, Löwenzahn – was sich halt so ansiedelt) dürfen meist längere Zeit stehen bleiben, wenn sie gekeimt haben und noch keinem Gemüse den Platz streitig machen. Erst wenn das der Fall ist, werden sie von mir ausgezupft und wiederum als Mulch auf den Beeten gelassen.
Das Wichtigste also: Der Boden sollte nie „nackt“ sein. Auch im Winter nicht.
Bei uns wächst eine riesige Pappel (eigentlich zu) nah am Gemüsegarten, die im Spätherbst massenhaft Laub abwirft. Das lasse ich den Winter über auf den Beeten liegen.
Auch wird der Garten nicht im Herbst „abgeräumt“ und liegt dann nackt und schutzlos da, wie man das oft sieht.
Was nicht geerntet wurde, bleibt einfach auf den Beeten. Ebenfalls alle Wildkräuter, die gekeimt haben, alle Ringelblumen, Tagetes etc., die der erste Frost dahingerafft hat, ergänzt durch Staudenschnitt, der noch vor dem Winter anfällt. All das bleibt über den Winter im Garten, bildet eine schützende Decke und bietet den kleinen Helferlein im Boden über den Winter Nahrung.
Wobei ich eher Schwierigkeiten habe, ist der Frühlingsanfang, wenn im eigenen Garten noch nicht soviel Material anfällt. Da muss man sich dann manchmal damit behelfen, bei einem Bauern Heu oder Stroh zu holen. Wobei ich mit Stroh schlechte Erfahrungen gemacht habe – das hat meinen Garten kurzzeitig in ein Weizenfeld verwandelt. Es waren wohl noch zu viele Körner drin. Wer auch einen „Zier“garten hat, bekommt aber bald nach dem Winter Material aus dem Rückschnitt von Lavendel, Salbei und anderen Stauden.
Andere werden ihren Boden sicher anders „füttern“.
Ich habe mit meiner Methode bisher sehr gute Erfahrungen gemacht und kann mir damit auch einiges an Arbeit sparen wie häufiges „Unkraut“zupfen, Umgraben, „Aufräumen“ im Herbst und was sonst so traditionell gemacht wird. Für viele Besucher sieht mein Gemüsegarten etwas gewöhnungsbedürftig aus, aber das ist nicht mein Problem.
Mit dieser Methode wird das Bodenleben aktiviert, die Feuchtigkeit bleibt länger im Boden, er wird durch die besonders in den letzten Jahren oft heftigen Regengüsse weniger verdichtet, ich spare mir das Ausbringen irgendwelcher anderen Düngemittel und somit Geld.
Und besonders zeitaufwändig ist es auch nicht.
Dieser Artikel steht in der Reihe „Plädoyer für den Gemüsegarten“.
Die vorangegangenen Teile zum Nachlesen:
Gemüsegarten I – Eine Leidenschaft
Gemüsegarten II – Unendliche Vielfalt
Gemüsegarten III – Faul sein
Gemüsegarten IV – Arten- und Sortenwahl für Bequeme
Gemüsegarten V – Beeren, Kräuter und Obst
Gemüsegarten VI – Nur kein Ernte-Stress