Urban Gardening ist schon lange ein weltweiter Trend. Viele kennen die Vorzeigebeispiele Todmorden oder Andernach. Wie das mit den Trends nun mal so ist, brauchen sie einige Jahrzehnte, bis sie auch in Groß Enzersdorf ankommen.
Eine Gruppe des Klimaschutzbündnisarbeitskreises – was für ein Wort! – hat beschlossen, im Stadtpark von Groß Enzersdorf den Versuch zu wagen und in vier kleinen Hochbeeten Gemüse – vorzugsweise Tomaten – anzubauen. Die Stadtgemeinde stimmte zu und schon haben wir losgelegt.
Ein Hochbeet wurde komplett aus Recycling-Materialien gebaut und ist meiner Meinung nach das schönste der vier – siehe links hinten.
Nach der Befüllung ging es ans Pflanzen der gespendeten Tomaten. In jedes Hochbeet zogen vier Tomatenpflanzen ein und als Untermieter Pflücksalate, Rucola, Horschhornwegerich sowie Ringelblume und Tagetes für die Bodengesundheit. Das Pflanzen hat Groß und Klein viel Spaß gemacht und war ruckzuck erledigt.So sahen die fertig bepflanzten Beete ein paar Tage später aus. Dank liebevoller Pflege und täglichem Gießen ist alles gut angewachsen.
Wie man sehen kann, fühlen sich die neuen Parkbewohner sichtlich wohl in ihren Freiluftzimmern und sind schon kräftig gewachsen. Das Gießen, Aufbinden, Unkrautzupfen funktioniert ohne wirklichen Arbeitsplan hervorragend. Am Wochenende habe ich den Paradeisern neue Stecken gebracht und aufgebunden und festgestellt, dass niemand bisher auch nur ein Blatt gepflückt hat, obwohl Pflücksalate und Rucola schon beerntbar sind. Ich bin neugierig, wann sich mal jemand ein bisschen was ernten traut! Wahrscheinlich würde die Hemmschwelle, etwas zu nehmen, nicht so groß sein, wenn es mehr Beete geben würde. So erscheint jedes Salatblättchen gleich furchtbar kostbar!
Ich mag diese Aktion sehr – sie bringt Leute zusammen, belebt den öffentlichen Raum und macht vor, wie wenig Platz es braucht, um gutes Gemüse selber zu produzieren. Ich finde, die vier Hochbeete sollten nur ein Anfang sein. Ich träume von einer essbaren Stadt Groß Enzersdorf, wo auf vielen öffentlichen Flächen Gemüse, Beeren und Obstbäume wachsen. Wo sich die Menschen zufällig beim Ernten, Pflanzen oder Unkrautzupfen treffen und ins Reden kommen. Wo in Kochkursen vorgezeigt wird, was man mit den vielen Gemüseraritäten, die es gibt, eigentlich Köstliches zubereiten kann, wo es Erntefeste gibt und über die Jahre ein ganz neuer Gemeinschaftsgeist mit ökologischem Bewusstsein und Freude an gesundem Essen wachsen kann. In Todmorden heißt es „If you eat you are in“. Es wäre schön, das für Groß Enzersdorf zu übernehmen: „Iss und schon bist du dabei!“
[Danke an Moritz, Georg und Shivan für die Fotos!]