Als ich im Sortenbuch von Gerhard Bohl etwas von der Ranktomate von Carnica las, die angeblich bis zu 6 m hoch wachsen sollte, war klar: Die muss auf unsere Terrasse.
Auf der überdachten Terrasse stehen sieben große Kübel für Tomaten. Diese dürfen erst an Stäben und Schnüren zweieinhalb Meter in die Höhe wachsen und danach an quer über die Terrasse gespannten Seilen noch einige Meter unter dem Dach entlangranken. Dafür braucht es schon entsprechend wuchsfreudige Sorten…
Neben ihrem hohen Wuchs weist die Ranktomate von Carnica auch einen ausgezeichneten Geschmack auf. Die Früchte sind länglich, dunkelrot, saftig und fest. Am liebsten habe ich sie für Salate und zum Trocknen verwendet.
Mit der Ranktomate von Carnica und De Berao habe ich zwei sehr geeignete Sorten zur Verwandlung der Terrasse in einen Tomatendschungel gefunden.
Die Sorte De Berao kam durch einen Irrtum zu mir. Die Samen hatte ich unter einem anderen Sortennamen gekauft. Wie sich aber im Lauf der Saison herausstellte, entwickelten sich die Früchte ganz anders als erwartet. Eine Tomatenexpertin identifizierte die Sorte dann eindeutig als De Berao. Darüber war ich gar nicht so unglücklich, denn die De Berao wollte ich in den kommenden Jahren ohnehin ausprobieren.
De Berao gilt als relativ krankheitsresistene Tomatensorte. Sie soll recht unempfindlich gegen Phytophotora-Befall sowie auch gegen Kälteeinbrüche sein.
Wie sich im Laufe der Saison herausstellte, war die De Berao – obwohl unter Dach gepflanzt – bei mir auch nicht widerstandsfähiger als andere Sorten wie Die kleinen Mohren, Tangella oder Carnica.
Sie überzeugte jedoch mit einem großen Ertrag, einer Ertragsdauer bis zum Frosteinbruch und einer unglaublichen Wuchskraft. Die De Berao ist eine der Tomaten, die ich auf der Terrasse erst an Schnüren und Stäben unters Dach hochleite und die dann noch entlang diagonal gespannter Seile über Kopfhöhe quer über die Terrasse wachsen dürfen. So ergibt sich bis zum Ende des Sommers immer ein regelrechter Tomatendschungel auf der Terrasse, unter dem man hindurchgehen muss, wenn man über die Terrasse das Haus betritt.
Ihre roten, mittelgroßen, länglich-ovalen Früchte weisen eine sehr feste Haut auf und sind nicht besonders saftig. Geschmacklich fand ich sie nicht herausragend. Jedoch ist sie aufgrund ihrer Beschaffenheit sehr gut geeignet zum Trocknen.
De Berao werde ich heuer wieder anbauen und weiter ein Auge darauf haben, ob sie in schlechten Jahren wirklich widerstandsfähiger als andere Sorten ist.
Der Sorte Valencia stehe ich gespalten gegenüber. Letztes Jahr habe ich sie zum dritten Mal angebaut, mit unterschiedlichen Erfahrungen in den einzelnen Jahren.
Valencia ist eine Fleischtomate in leuchtendem Orange. Die Früchte sind recht unterschiedlich. Die meisten eher rund, manche aber auch länglicher, einige etwas abgeplattet. Die Früchte sind recht groß, die größten erreichten bei mir ein Gewicht um die 500 g.
Die Samen habe ich von Reinsaat bezogen. Ursprünglich stammt die Sorte aus Nordamerika.
Der Geschmack der Valencia-Tomaten ist unvergleichlich: Ganz fein, fleischig, süßlich, von einer ungewöhnlichen Konsistenz.
Im ersten Jahr habe ich drei Pflanzen der Valencia in den Gemüsegarten, das heißt bei mir immer ungeschützt, gepflanzt. Sie haben wie verrückt getragen, sind enorm hoch geworden. Bei 2,5 m musste ich sie mangels Stützmöglichkeiten kappen. Den ganzen August hindurch konnte ich reife köstliche Valencias ernten. In der ersten Septemberwoche, nach einer Regenphase, bekam sie Braunfäulebefall und ich musste alle drei Pflanzen von einen auf den anderen Tag roden. Sie waren nicht mehr zu retten.
Im Jahr darauf pflanzte ich zwei Exemplare in große Kübel. Sie bekamen aufgrund des außergewöhnlichen Geschmacks einen Logenplatz auf der überdachten Terrasse. Wieder wuchsen sie enorm in die Höhe, setzten viele Früchte an, litten aber an Blütenendfäule. Durch Gaben von Gesteinsmehl und Kalk bekam ich das halbwegs in den Griff, doch ich verlor viele Früchte. Auch die Braunfäule kam über sie, trotz der Überdachung heftiger als bei anderen Sorten.
Nachdem die Valencia zwei Jahre herumgezickt hat, wollte ich sie abhaken. Aber meine Geschmacksknospen verlangten zumindest nach einer Pflanze. Die kam heuer an die Hauswand vor dem Wohnzimmer in einen großen Kübel und hielt fast bis zum ersten Frost durch. Zwar befiel sie auch wieder die Braunfäule recht heftig, aber sie trug trotzdem halbwegs weiter. Von Blütenendfäule war letztes Jahr – vielleicht aufgrund der Gesteinsmehl- und Kalkgaben von Anfang an – keine Spur. Der Ertrag war zwar nicht besonders ergiebig, aber für einige Soßen aus dieser geschmacklich wunderbaren Sorte hat es glücklicherweise gereicht.
Fazit: Dieser Sorte kann ich aufgrund des außergewöhnlich guten Geschmacks einfach nicht widerstehen, obwohl sie meiner Erfahrung nach sehr krankheitsanfällig ist. Also werde ich auch in diesem Jahr wieder zwei Valencias in Kübel pflanzen und besonders hätscheln.
Die Sorte Tangella habe ich mir vor drei Jahren zugelegt, weil in der Beschreibung von einem „robusten Massenträger“ die Rede war. Das klingt doch für jeden Tomatengärtner verlockend! Umso gespannter war ich, ob die Tomate auch halten würde, was die Beschreibung versprach.
Kurz und gut: Sie tut.
Tangella ist eine Stabtomate mit goldgelben bis orangen Früchten von ca. 4 bis 5 cm Durchmesser. Die Originalsamen habe ich von Manfred Hahm-Hartmann. Ursprünglich kommt die Sorte aus England.
Der Geschmack lässt sich schwer beschreiben. Nicht süß jedenfalls, mehr würzig-säuerlich, aber sehr saftig.
Tangella reift für Stabtomaten eher früh und trägt dann überreich bis zum Frost. Das Wort Massenträger trifft voll und ganz zu. Keine andere meiner Sorten trägt so reich!
Oftmals knicken die Rispen aufgrund der vielen Früchte ein. Anfangs habe ich noch mittels kompliziertem Hochbinden die betroffenen Rispen abgefangen und gestützt, das habe ich im Laufe der Saison aber nicht mehr gemacht. Der Knick im Stengel hat die Reifung nicht beeinträchtigt.
Wie viele meiner anderen Tomaten habe ich auch die Tangellas mehrtriebig gezogen. Was sie aber nicht in ihrer Wuchskraft oder ihrer Tragfreude beeinträchtigt hat.
Zum dritten Mal standen heuer drei Tangella-Pflanzen ungeschützt vor Regen und Wind in einem Beet unterhalb der Terrasse. Die Wand im Rücken bringt keinerlei Schutz, da Wind und Regen genau von der anderen, offenen Seite her kommen. Trotzdem hat Tangella jedes Jahr bis zum Frost durchgehalten. Der Phytophtora-Befall kam zwar irgendwann über sie, wie über alle Tomaten, aber erst spät und nur gering. Mit meiner rigorosen Entlaubung von Zeit zu Zeit konnte ihr die Braunfäule nicht viel anhaben.
Zusammen mit den Kleinen Mohren gehört Tangella für mich zu den robustesten Sorten, die ich sicherlich jedes Jahr anbauen werde.
Ich werde die nächsten zwei Monate dazu nutzen, ein kleines Resümee über den Tomatenanbau 2007 zu ziehen und ab und zu einige Sorten näher beschreiben, die ich heuer bzw. teilweise auch schon in den letzten Jahren angebaut habe. Früher habe ich das immer handschriftlich in meinem Gartentagebuch gemacht, jetzt nutze ich den Blog dafür. Ich gehöre aber nicht zu den Menschen, die das Datum der ersten Blüte, des ersten Fruchtansatzes oder der ersten reifen Tomate jeder Sorte notieren, somit wird das keine „wissenschaftliches“ Resümee. Auch werde ich sicher nicht alle Sorten beschreiben, die ich angebaut habe. Natürlich wird es aber auch 2008 wieder viele nicht-gemüsebezogene Posts aus dem Garten geben.
Zu meinen absoluten Favoriten im Anbaujahr 2007 gehört die für mich neue Sorte Die kleinen Mohren. Bezogen habe ich die Samen von Gerhard Bohls SamenArchiv.
Bei den Kleinen Mohren handelt es sich um eine Stabtomaten-Sorte. Angebaut habe ich zwei Pflanzen in Kübeln an der Südwand vor dem Wohnzimmerfenster, zwei habe ich im Gemüsegarten zu Vergleichszwecken ausgepflanzt. Die Tomaten an der Südwand sind durch die Wand im Rücken etwas geschützt vor Wind, vor Regen allerdings trotz des kleinen Dachvorsprungs nicht.
Nach den wirklich früh tragenden kleinen Sorten wie Pendulina, Rosa Ampeltomate oder Tumbling Tom, waren Die kleinen Mohren die ersten „Großen“, die mit reifen Früchten aufwarten konnten.
Die kleinen Mohren gehören zu den schwarzen Tomatensorten. In Wirklichkeit liegt ihre Farbe irgendwo zwischen Dunkelrot und Braun mit einer Zeichnung („geflammt“) am oberen Ende, die oft ins Dunkelviolett bis Moosgrün geht.
Angeblich kommt die Sorte aus Lettland und soll auch noch unter einigen anderen Namen wie z.B. Prune Noire im Umlauf sein. Mit anderen Sorten wie Black Prince (auch Schwarzer Prinz), Tschörnij Mawr u.a. ist sie eventuell sogar identisch. Letztere steht zu Vergleichszwecken schon auf meinem Anbauplan für nächstes Jahr.
Die Früchte sind länglich oval und ca. 6 cm lang und 4 cm im Durchmesser.
Geschmacklich sind sie ausgezeichnet, süß, saftig, mild und vielseitig verwendbar für Salate, Soßen und zum So-Essen auch ganz köstlich.
Diese Sorte hat mich wirklich rundherum begeistert: Geschmacklich ausgezeichnet, äußerst dekorative, wunderschöne Früchte, früh, ausdauernd und reich tragend und dabei sehr robust.
Die Pflanzen trugen bis zum ersten Frost durchgehend Unmengen von Tomaten. Das Bild oben ist vom 2. Oktober und zeigt die beiden Kleinen Mohren im Gemüsegarten.
Diese Sorte wies als eine der letzten Anzeichen von Phytophtora-Befall auf. Ich habe beim ersten Anzeichen von Befall, so wie ich das immer bei befallenen Tomaten mache, die Pflanze von unten nach oben hin sehr stark „entblättert“. Auch gesunde Blätter habe ich dabei entfernt, um das schnelle Abtrocknen nach einem Regen zu erleichtern. Die kleinen Mohren haben den Phytophtora-Befall weggesteckt wie nix und unbeeindruckt weiter geblüht und gefruchtet und sind anstandslos weiter gereift bis zum Frost. Aus meiner bisherigen Erfahrung gehört sie zu den robustesten Tomatensorten, die ich kenne.
Zwischen den etwas geschützter stehenden Pflanzen im Kübel und den im Gemüsegarten ausgepflanzten konnte ich keinen wesentlichen Unterschied erkennen. Beide wurden von der Braunfäule befallen, beide trugen und wuchsen trotzdem weiter. Die Pflanzen im Gemüsegarten habe ich allerdings im Gegensatz zu den Kübeltomaten mehrtriebig gezogen. Alle drei, vier Triebe haben gefruchtet wie verrückt.
Dieses Jahr werde ich Die kleinen Mohren auf jeden Fall wieder anbauen.