Im Osten von Österreich, im Burgenland, da zieht er alljährlich viele seiner über 3200 gesammelten Tomatensorten ganz anders, als wir „HausgärtnerInnen“ das kennen: Erich Stekovics, der „Kaiser der Paradeiser“, zieht seine Tomaten liegend auf Stroh.
Das spart jede Menge Arbeit: Kein Aufbinden, kein Ausgeizen. Beneidenswert!Diese Form des Tomatenanbaus funktioniert im trockenen, heißen Klima des Burgenlands hervorragend: Die Tomaten müssen nicht tagelang im Matsch liegen, wenn es zu viel regnet, das Laub ist meist schön trocken und sollte es einmal regnen, trocknen die pannonischen Winde es im Nu wieder ab. Und auch die Schnecken halten sich in Grenzen.
Erich Stekovics schwört auf Bio-Anbau. Es wird nichts gespritzt – und seine Pflanzen werden schon bei der Anzucht abgehärtet: Sie werden relativ kühl groß gezogen und müssen mit sehr wenig Wasser auskommen. Gegossen werden sie in ihrem Erwachsenenleben nur einmal, nämlich beim Auspflanzen ins Freiland.
So bilden die Pflanzen ein überaus kräftiges, tief reichendes Wurzelsystem aus und versorgen sich die ganze Saison über selbständig mit Wasser.Wer jetzt vielleicht glaubt, der Ertrag würde unter diesen kargen Bedingungen leiden, der irrt gewaltig. Bei den Führungen über seine Paradeiserfelder geht Erich Stekovics schon gerne mal in die Knie und hebt eine der unzähligen Pflanzen an.
Oft wird dann erst deutlich, wie viele Früchte sich unter dem kräftigen Blattwerk verstecken.
Den Großteil der Anbaufläche machen einfache Felder aus. Nur relativ wenige Tomaten zieht Erich Stekovics in Gewächshäusern, vor allem die, von denen Samen zur Weitervermehrung genommen werden.
In den Gewächshäusern werden die Pflanzen sehr wohl in die Höhe gezogen. Aber sie stehen in ganz normaler Erde.
Die Menschen seien nicht bereit, reale Preise für die Früchte zu bezahlen, deshalb gibt es keinen eigentlichen Vertrieb der Tomaten mehr, hat er uns erzählt.
Stekovics beliefert aber Gastronomen und verarbeitet die Früchte in seinem eigenen Betrieb zu wahren Köstlichkeiten! Dazu braucht es natürlich mehr als nur Paradeiser. So gedeihen unzählige Sorten Basilikum in Gewächshäusern – was für ein Duft, wenn man dort an einem heißen Tag durch schlendert!
Zu den weiteren Lieblingen von Stekovics gehören die Chilis, von denen er ebenfalls eine ganze Menge verschiedener Sorten zieht.
Ich habe mich bei der Besichtigung des Gewächshauses dazu hinreißen lassen, in eine Jalapeno vorsichtig hineinzubeißen. Hölle!
Am beeindruckendsten ist aber eindeutig die Sortenvielfalt der Paradeiser. Bei der langen Führung über die Felder und durch die Gewächshäuser durften wir immer wieder die unterschiedlichen Sorten verkosten.
Man sollte sich jedoch noch eine ganze Menge Platz im Magen aufheben für die anschließende Verkostung der verarbeiteten Gemüsespezialitäten im Betrieb von Erich Stekovics. Wahre Geschmacksexplosionen! Und viele Inspirationen, um die eigenen Gemüsesorten aus dem Garten einmal anders zu verarbeiten und konservieren.Einen Abstecher bei der Führung machten wir auch in den Obstgarten des Betriebes Stekovics. Dort stehen nicht nur viele verschiedene Obstbäume, umgeben von Gemüsefeldern und langen Reihen mit Beerenobst, auch Gänse wohnen im Obstgarten!
Wer sich für Tomaten interessiert und im Osten von Österreich urlaubt oder zu Hause ist, sollte sich eine Führung durch den Betrieb von Erich Stekovics nicht entgehen lassen.
Auch wenn es etwas teuer anmutet: Es ist das Geld allemal wert, Herrn Stekovics mit seiner Begeisterung über die Sortenvielfalt schwärmen zu hören, ungewöhnliche Anbautipps zu erhalten, unzählige Sorten verkosten zu dürfen und Inspirationen für die Gemüseverarbeitung zu bekommen.