Viele Leute verstehen nicht, warum mir der Anbau von eigenem Gemüse so wichtig ist. Viele stellen sich das auch ganz anders vor, als ich es betreibe. Und manche habe ich auch schon mit meiner Leidenschaft für die Gemüsevielfalt anstecken können.
In nächster Zeit werde ich einiges dazu schreiben, heute mache ich den Auftakt und will kurz erzählen, wie ich dazu kam.
Ich wuchs am Land auf, in einem Haus mit einem großen Garten rundherum. Alles Obst und Gemüse wurde selber angebaut und verarbeitet. Da wurde eingeweckt, eingekocht, tiefgefroren, Gemüse für den Winter in Sand eingeschlagen und im Keller gelagert. Auf den Kellerregalen lagen beste Äpfel, selbstgemachter Most fand sich in den Fässern daneben, Säfte, Marmeladegläser und Eingemachtes füllten die restlichen Regale. Kartoffeln, Fleisch und Milch kamen vom nachbarlichen Bauernhof, Eier von den eigenen „Familien-Hühnern“.
Für mich war das selbstverständlich – und ich habe es sehr geschätzt: Einfach in den Garten gehen und schauen, was er grade so hergibt. Und daraus dann das Essen machen oder eine gesunde Jause. So entstand mein Interesse am Gemüseanbau schon in frühester Kindheit – und ist auch bildlich dokumentiert.
Ein Stückchen von meinen Kindheitserfahrungen wollte ich mir mit dem eigenen Garten zurückholen. Da wir nur ganz wenig Fleisch essen, eine Vorliebe für Gemüse aller Art haben und sehr gerne kochen, schien es einfach zu unserem Leben zu passen, eigenes Gemüse zu ziehen. Somit war der Gemüsegarten der erste Teil in unserem Garten, den ich angelegt habe – ich vergesse nie, wie heiß es in jenem Mai war…
Inmitten der damals braunen Erdwüste verlegte ich Schieferplatten, die ich bei der Grundstückssanierung 20 cm tief unter der Wiesenoberfläche ausgegraben hatte, als Wege. Legte Beete an und baute ein kleines Hügelbeet (links hinten erkennbar), um einen Teil des alten Holzes und Strauchschnitts sinnvoll zu verwenden.
Sogleich begann ich auch mit dem Pflanzen von Salaten und Gemüse. Die Pflänzchen hatte ich schon auf Fensterbänken und Terrasse vorgezogen.
Im ersten Jahr wurde neben ein paar Beeten an der Grundstücksgrenze und dem Kräutergarten nur mehr der Rasen angelegt, ansonsten bemühte ich mich fast ausschließlich um den Gemüsegarten, der von Anfang an genügend Salat und Gemüse für unsere Bedürfnisse abwerfen sollte. Wie das Bild unten zeigt, lief der Gemüseanbau schon im ersten Jahr ganz gut an.
Jetzt kaufen wir von März bis Oktober fast kein Gemüse zu, abgesehen von Kartoffeln, Zwiebeln und einigen Kohlarten. Leider ist unser Grundstück nicht groß genug, um auch Kartoffeln selber anzubauen und mit Kohl habe ich einfach kein Glück.
Heute ist es nicht mehr so einfach zu sagen, wo der Gemüsegarten anfängt und wo er aufhört. Das kleine Stückchen Garten, das ich zu Beginn abgegrenzt habe, bot leider auf Dauer nicht genug Platz für all das, was ich ausprobieren wollte. Besonders die Vielfalt an Tomaten hatte es mir von Anfang an angetan. Große Kübel wurden gekauft und auf der Terrasse und an den sonnigen Hauswänden entlang aufgestellt. Anstatt in einem Glashaus wachsen die Tomaten so etwas geschützt vor Wind und Regen. Auch in einige geschützte Beete vor Wänden oder Zäunen pflanze ich zusätzlich Tomaten und Chilis. Manche Gemüsearten sind auch im Staudenbeet eine richtige Zierde, wie etwa Mangold mit bunten Stielen oder die Rote Melde. Beim Kompost hinter dem Haus wachsen jedes Jahr einige Kürbisse und seit heuer haben wir vor dem Haus ein Beet, in dem sich drei Stangenbohnentipis befinden. Und Kräuter wachsen ohnehin überall im ganzen Garten verteilt in Beeten und Töpfen. Somit findet sich eigentlich überall in unserem Garten auch Essbares – Gemüse, Kräuter, Salate, Beeren oder Obst.
Der Gemüsegarten sah heuer im Frühling so aus:
Die Tomaten waren noch ganz klein, in den Beeten wuchsen kunterbunt Salate, Kohlrabis, Kräuter, Erbsen, Mangold u.a.
Das linke Beet mit den üppigen Stauden ist das sog. Teebeet. In ihm wachsen vor allem Kräuter, die ich für Tee oder zur Sirupherstellung verwende wie verschiedene Melissenarten, Monarden, Griechischer Bergtee usw. und auch einige Kräuter zum Würzen wie Ysop, Thymian, Estragon etc.
Das Teebeet (siehe unten mit den blühenden Monarden im Sommer) bildet den optischen Übergang vom Gemüsegarten zum angrenzenden Staudenbeet, dem sog. Weinbeet.
Jetzt im Spätsommer sieht der Gemüsegarten wieder anders aus. Die prächtigen Salatköpfe sind kleineren gewichen, es dominieren große Tomatenpflanzen die Beete. Am Hügelbeet links hinten machen sich einige Zucchinis breit und am Holzzaun rechts ranken einige Schlangengurken in die Höhe.
Viele, die selber kein Gemüse anbauen, verstehen die Freude daran nicht: Es ist toll, durch den Garten zu gehen und dabei ein Essen im Kopf „zu entwickeln“, je nachdem, was gerade reif oder groß genug ist. Bei diesem Streifzug die passenden Kräuter gleich mit zu sammeln und dann daraus ein fein schmeckenden Essen zuzubereiten. Dann ist meist das Kochen schon ein Erlebnis für die Sinne: Der Geruch der frischen Kräuter, wenn sie gehackt werden, der Geruch von frischem Knoblauch und Tomaten in heißem Olivenöl lösen ein Gefühl von Urlaub, Entspannung und Wohlbefinden aus.
Wenn wir Besuch von Freunden haben, kochen wir des öfteren auch genau auf diese Weise gemeinsam. So wurde schon so mancher vom Anbau-Virus infiziert …
Weiter geht’s mit dem „Plädoyer für den Gemüsegarten“ demnächst im zweiten Teil:
„Gemüsegarten II – Unendliche Vielfalt„
@ Annette: Hallo Annette, danke für deinen Kommentar! Zum Thema Fruchtwechsel kann ich nur sagen: Es ist schwer, gerade wenn der Platz begrenzt ist. So habe ich Gurken zB fast immer am selben Platz. Bei manchen Starkzehrern schaffe ich es aber, dass sie wenigstens nicht zweimal hintereinander am selben Platz stehen. Bei mir ist alles sehr kunterbunt durcheinander gepflanzt. Wo ein Platz frei wird, kommt sofort das hin, was eben grade als Setzling da ist und Platz braucht. Mischkultur- und Fruchtfolgeregeln haben da immer Nachrang.
Dafür achte ich auf gute Versorgung mit Kompost, mulche mit allem was ich zwischen die Finger bekomme, gebe im Frühling eine Handvoll Hornspäne über die Beete und pflanze zwischen die Gemüsepflanzen Ringelblumen und Tagetes, das stärkt die Pflanzen und ist für den Boden gut.
Durch den Mulch und die dichte Bepflanzung kommen auch nicht so viele Beikräuter auf als ohne Mulchdecke.
Ich hoffe, das hilft dir ein wenig weiter!
Liebe Grüße & viel Freude mit dem Gemüsegarten, Margit
Gerade schliefen meine beiden Söhne, so dass ich deinen Gemüsegarten genießen konnte. Seit 3 Jahren versuche ich mich auch im Gemüseanbau. Im Frühjahr beginne ich ganz enthusiastisch mit Planen und Vorziehen, komme dann oft nicht zum Umsetzen der Pflänzchen, resigniere angesichts der Unkrautflut im Sommer und kriege später Erntestress. Aber ich hab ja gerade erst angefangen und jede eigene Gurke, Tomate, Erdbeere entschädigt mich reichlich. Aber wie gehst du z.B. mit dem Thema Fruchtwechsel um? Kommen die Gurken jedes Jahr an den gleichen Zaun? Ich finde es schwierig, einen regelmäßigen Fruchtwechsel zu planen, wenn man nur begrenzt geeigneten Platz hat.Auch die anfänglich geplanten Mischkulturen bestehen nie den Realitätstest.
Liebe Grüße und ich freu mich auf Teil2,
Annette
@ Barbara: Frusterlebnisse durch den Gemüsegarten hatte ich auch, aber ich hab einen guten Weg gefunden, damit umzugehen. Dazu kommt später noch ein Post.
@ Wurzerl: Erntestress – das hatte ich am Anfang auch. Jetzt sehe ich das etwas anders. Dazu wird’s auch einen Beitrag geben – etwas Geduld noch.
Übrigens steht jetzt schon seit Tagen duftender Kräutertee am Küchentisch – wo bleibst du nur?
@ Lis: Nein, du musst dich ganz bestimmt nicht schämen 😉 Dein Biogärtner freut sich sicher!
@ Elke: Griechischer Bergtee kommt bei mir erstaunlich gut über den Winter und schmeckt köstlich. Bei uns ist das Klima ganzjährig sehr trocken, im Sommer sehr heiß, im Winter relativ mild. Das scheint er zu mögen.
@ Monika: Ja, Arbeit macht er schon, klar. Man kann aber auch mit der Devise „möglichst wenig Arbeit“ ganz gute Ergebnisse zustande bringen. Da kommt auch noch ein Beitrag.
Aber wie du schreibst: Auch schon mit frischen Kräutern aus dem eigenen Garten lässt sich ja ein Essen ganz wunderbar aufwerten und die machen nicht so viel Arbeit.
@ Regina: Selbstversorgung, am Land leben. Ja, das könnte schon spannend sein. Aber auch unglaublich viel Arbeit. Daher wird das sicher ein Traum bleiben. Aber durchaus ein reizvoller.
@ alle: Danke für eure lieben Worte. So toll ist der Gemüsegarten aber nicht… Er schaut meistens ganz „unordentlich“ aus mit den Augen anderer betrachtet. Denn da „liegt ja so viel Zeugs (Mulch) herum“ und nix ist in Reih und Glied gepflanzt, wie man’s gewohnt ist. Ihr werdet es ja noch in den weiteren Posts zum Thema selber noch sehen und lesen können.
Liebe Grüße, Margit
Ich beneide dich um deinen Gemüsegarten. Ich kann mich aber nur meinen Vorrednern anschließen. Ich werde meinen Gemüsegarten dieses Jahr aufgeben.
Solange mein Schwiegervater die arbeit darin bewältigen konnte war ja alles gut und recht. Seit zwei Jahren versuchen mein Mann und ich nun, vergeblich, einen einigermaßen manierlichen Gemüsegarten zustande zu bringen aber uns fehlt schlichtweg die zeit. Vielleicht behalten wir ja einen winzig kleinen streifen, mal sehen.
Einen sehr schönen und gepflegten Gemüsegarten hast du! Erinnert mich auch an meine Kindheit. In meinem kleinen Gärtchen ist ja kein Platz für einen Gemüsegarten, aber Pflücksalat und Radieschen habe ich auch schon in Töpfen gezogen. Ansonsten halte ich es auch lieber mit Gemüse vom Wochenmarkt. Viel brauche ich ja nicht, da mein Freund gegen viele Gemüsesorten allergisch ist und somit fast keines ißt.
Liebe Grüße, Daniela
Dein Gemüsegarten ist Spitze.Wenn unser Garten größer wäre würde ich
auch Gemüse anbauen,so pflanze ich
einiges in Töpfe,es schmeckt einfach
besser.Bei uns wurde früher auch sehr
viel eingekocht,es hat mir als Kind
immer sehr viel Spass gemacht,genauso
wie heute.Zur ersten Erdbeermarmelade
gibt es immer frisch gebackenes
Weißbrot aus dem Backofen dazu,einfach köstlich.Mein Traum wäre es auf dem Land zu wohnen und
sich soweit wie möglich selber zu versorgen.
Eine schöne Woche wünscht Regina
Klasse, Dein Gemüsegarten! Er macht bestimmt viel Arbeit, aber wenn man sich die Zeit dafür nehmen kann,lohnt es sich in jedem Fall. Denn das beste Gemüse vom Markt oder vom Biobauern schmeckt lange nicht so gut wie das eigene.
Bei mir ist es leider ein zeitliches Problem, vor allem im Sommer muss ich immer viel arbeiten, aber ich bin schon ak überlegen, ob ich in das Kräuterhochbeet nächstes Jahr nicht auch ein bißchen was Gemüsiges pflanze.
Im Augenblick genieße ich erst mal die Kräuter,die ich vor dem Kochen immer ganz frisch ernte und die wir in großen Mengen verwenden.
LG, Monika
Dein Gemüsegarten sieht ja richtig klasse aus und ich denke, dass man daran Spaß haben kann. Ich bin auch mit einem großen Garten aufgewachsen, habe es aber schon als Kind als Belastung empfunden, beim Verarbeiten helfen zu müssen.Wenn ich den Platz hätte, würde ich sicher heute auch ein bisschen Gemüse anbauen, aber wirklich nur ein bisschen. So muss ich mir aber darüber keine Gedanken machen, der Platz ist einfach nicht da und wir haben GsD einen sehr guten Markt 2x pro Woche.
LG Margrit
Ich habe leider gar keinen Antrieb mir einen Gemüsegarten anzulegen. Kräuter schon, aber mehr auch nicht. Mir geht’s da wie Wurzerl, wenn die Sachen reif sind, dann ist es zu viel und es gibt das Gemüse dann auch supergünstig auf dem Wochenmarkt. Wenn ich es mal ausprobiert habe, dann ist auch nie was rechtes daraus geworden. Aber mich fasziniert, dass du griechischen Bergtee anbaust. In Griechenland habe ich immer gehört, dass er nur dort gut wächst und seine Aromen ausbildet. Mir scheint, du hast da andere Erfahrungen???
Herzliche Grüße
Elke
Wahnsinn, was für ein toller Gemüsegarten!! Bin restlos begeistert. So groß war er bei uns nicht, aber immerhin hatten wir dieses Jahr unsere ersten eigenen Auberginen, die äusserst lecker gewesen sind. Ansonsten komme ich echt ins schwärmen, wenn ich mir Deinen so anschau. Weiter so, bin schon gepannt auf den 2. ‚Teil.
Einen schönen Wochenstart, liebe Grüße, Britta
Der Gemüsegarten ist wirklich eine Augenweide. Ich habe nur ein kleines Stück bepflanzt, aber das macht mir mehr Arbeit als die ganzen Staudenbeete. Ich gehe lieber auf den Wochenmarkt zu meinem Biogärtner und kaufe dort ein. Muss ich mich jetzt schämen? :-))
Toll, einfach toll, und jetzt weiß ich, warum ich das mit dem Gemüsegarten ganz schnell wieder aufgegeben habe. Wenn ich dann plötzlich vor 20 fertigen Salatköpfen, oder 100 reifen Radieschen stand, der Schnittlauch braun wurde, weil ich mit dem Ernten nicht nachkam, das war mein Frust. Grund, ich bin nie so eine souveräne Köchin wie Du gewesen und dann wird das so köstlich reife zur Belastung.
Am liebsten würde ich mich jetzt bei Dir an den Küchentisch setzen, auf den duftenden Tee warten und Kräuter zum Salat hacken.
Ich kann Dich ja so gut verstehen und habe begriffen, warum ich daran gescheitert bin, obwohl ich immer vom Ernten träume.
LG Wurzerl
P.S. Bitte mach mir in Teil II den Mund nicht wieder so wässrig, sonst stehe ich wirklich mal vor der Tür.
Auch wenn Du mich nicht dazu bewegen kannst wieder den Gemüseanbau bei uns aufleben zu lassen, so habe ich Deine Entwicklung des Gemüsegartens doch gern verfolgt und freue mich auf den 2. Teil!
Liebe Grüße Silke
Wow, Margit, einen ganz tollen Gemüsegarten hast du! Nebst der Vielfalt an Gemüsen die du anpflanzst ist er auch optisch ein Genuss! Mein Gemüsegarten wird immer kleiner, bedingt durch die vielen Frusterlebnisse. Aber ganz aufgeben möchte ich ihn auch nicht.
Ein schönes Wochenende und weiterhin reiche und gute Ernte im Gemüsegarten!
Lieben Gruss, Barbara