Wer erntet nicht im Winter gerne Grünzeug aus dem eigenen Garten! Mit dem Hirschhornwegerich ist das möglich.
Vor einigen Jahren war der Hirschhornwegerich (Plantago coronopus) in unseren Breitengraden noch relativ unbekannt. Ich weiß gar nicht mehr, wo ich die ersten Samen für dieses ausgefallene Gemüse bezogen habe. Aber da mich immer die Neugier treibt und ich jedes Jahr etwas Neues im Garten auszuprobieren mag, griff ich zu.
Der Hirschhornwegerich gehört, wie der Name schon sagt, zur Familie der Wegerichgewächse. Während seine Brüder, der Breit- und der Spitzwegerich, meist unerwünschte Gäste im Rasen sind (obwohl sie sowohl als Heil-, als auch als Gemüsepflanzen nutzbar sind), genießt der Hirschhornwegerich eine bevorzugte Stellung innerhalb der Familie. Alleine schon seine elegante Erscheinung macht ihn zu etwas Besonderem.
Sein Äußeres brachte ihm sicherlich auch seinen Namen ein, haben doch die auslaufenden Enden seiner Blätter mit etwas Phantasie Ähnlichkeit mit einem Geweih.
Seit einigen Jahren findet der Hirschhornwegerich auch in unseren Breitengraden immer mehr Liebhaber, die ihn im Garten ziehen. Aber eigentlich ist er eher ein Südländer. Italiener, um genau zu sein. Angeblich fand er schon in der Küche der Römer Verwendung und ist in Italien auch unter dem Namen Erba Stella bekannt.
In diversen „Portraits“ wird er manchmal mit Barba di Frate verwechselt, dem Mönchsbart bzw. Agretti. Einer ebenfalls italienischen Gemüsesorte. Also Vorsicht!
Der HIrschhornwegerich lässt sich sehr leicht aussäen, die feinen Samen keimen willig und rasch bilden sich die rosettenfömigen, mit 10 – 15 cm sehr niedrigen Pflanzen.
Nun kann es an die Ernte gehen: Dabei immer nur die äußeren Blätter ernten, das Herz wie bei einem Pflücksalat stehen lassen. Die Pflanzen können laufend beerntet werden, sogar im Winter. Denn der Hirschhornwegerich ist frosthart und liefert auch bei frostigen Temperaturen ein wenig frisches Grün.
Anfangs habe ich ihn im Gemüsebeet gesät. Dort hat er sich epidemisch durch Selbstaussaat verbreitet. So musste ich ihm Einhalt gebieten und nun bewohnt er zwei kleine Blumenkisterl, die ich im Winter auf die Terrasse stelle, wo es wärmer ist. Somit ist die winterliche Ernte garantiert.Der HIrschhornwegerich ist ein sehr genügsames Gemüse, braucht kaum Dünger und nur ganz wenig Platz. Also auch ideal für Balkongärtner!Wer das Aussamen verhindern möchte, muss rechtzeitig die Blütenknospen abknipsen. Die muss man aber nicht wegwerfen, man kann sie essen! Entweder roh knabbern oder dünsten.
Apropos essen: Wie verwendet man eigentlich den edlen Wegerichbruder?
Man kann die Blätter roh im Salat essen. Dafür sollte man die jungen, noch zarteren Blätter nehmen. Sind die Blätter etwas älter, werden sie recht fest. Was mich zur zweiten Verwendungsmöglichkeit bringt, zum Dünsten. Wir mögen den Hirschhornwegerich gewaschen, einmal durchgeschnitten und mit Zwiebel, viel Knoblauch und Chili in Olivenöl angedünstet über Spaghetti mit Parmesan. Dazu Salat, ein Glas Rotwein- und eine ausgefallene, schmackhafte Mahlzeit ist perfekt. Die Blütenknospen kann man dabei einfach mitdünsten.
Wenn wir zuviel davon haben, weil er uns wieder einmal über den Kopf wächst, lässt er sich gedünstet auch einfach als kohlehydratfreie Beilage zB zu einem Stück kurzgebratenem Fleisch essen.
Und wenn es noch schneller gehen muss in der Küche, passt der Hirschhornwegerich auch sehr gut unter Rühreier. Noch fein mit Kräutersalz würzen und fertig ist die durch den Hirschhornwwegerich knackige Eierspeise.Den Geschmack zu beschreiben ist mir nicht wirklich möglich. Er schmeckt jedenfalls gut, wenn man ihn entsprechend zubereitet, hat aber keinen ausgeprägten Eigengeschmack, wie ich finde. Den oft beschriebenen schwach salzigen Geschmack konnte ich nicht herausschmecken.
Ein kleines Balkonkistchen mit zwei bis drei Pflanzen genügt, um zwei Menschen ab und zu mit Hirschhornwegerich zu versorgen.
Bei uns hat er sich schon länger einen Fixplatz in der teilweisen Gemüseselbstversorung erobert.
In Griechenland verkauft man den als Männertee
„kokoraki männer-tee“
Soll bei Prostatabeschwerden helfen, da Flaonide enthalten sind.
Da habe ich mal wieder etwas gelernt – dieses Gemüse kannte ich bislang auch noch nicht. Erinnert vom Aussehen ein bisschen an Endiviensalat, hat mit dem aber wohl nichts zu tun. Gesehen hätte ich es auch noch nirgendwo im Handel. Muss ich heuer mal genauer schauen.
lg kathrin
Liebe Margit,
da habe ich wieder einmal dazu gelernt! Bisher kannte ich den Wegerich nur als unangenehmen Rasenbewohner. Dein Bericht war sehr interessant, vielleicht findet der Hirschhornwegerich auch noch seinen Weg in meinen Garten, mal sehn….
VG Kathinka
Liebe Kathinka, den dir unangenehmen Rasenbewohner kannst du aber auch essen 🙂 Dann hältst du ihn im Zaum! Klein schneiden und als Salatbeigabe oder in Mischgemüse als Würze – oder auch als Tee, er hat beträchtliche Heilkräfte!
Liebe Grüße, Margit
oh das klingt ja interessant und genau richtig für mich. Breitblatt- Wegerich Blätter heilen wunderbar und warum soll dieser nicht auch sehr gesund sein.
Grüße von Frauke
Liebe Margit,
das hört sich mal wieder total spannend an. Nur Gemüsekisten machen bei uns leider überhaupt keinen Sinn. Und wahrscheinlich mag er Sonne? Auch so ein rares Gut bei uns. Nur auf dem Südhof neben den Autoabgasen hätte ich dafür Platz …
Na ja, in diesem Jahr ganz bestimmt noch nicht, aber vielleicht finde ich ihn ja irgendwann mal in der Gemüseabteilung. Da gab es jetzt sogar weiß-violette Auberginen. Und Topimambur ist bei meinem holden Gatten jetzt auch endlich genehm, nachdem ich ihn im Winter aus der Gemüseabteilung mitbrachte. Damals frisch geerntet aus dem Garten meiner Mutter wollte er leider nicht dran ;-(
LG Silke
Ja, den hatte ich vor Jahren auch schon einmal in den Beeten. Leider blieb er nicht und ist in irgendeinem der strengen Winter, die wir hier hin und wieder haben, je nachdem ob wir atlantischem oder kontinentalen Einflüssen ausgesetzt sind, verschwunden. Schade, aber deine Idee ihn in einem Balkonkästchen zu kultivieren, ist gut dann habe ich ihn mehr unter Kontrolle. Oder haben ihn vielleicht auch Schmecken gefressen….und ich hab’s nicht gemerkt? Du sagst ja, er wäre frosthart. Könnte aber auch die sommerliche Trockenheit gewesen sein, denn das mag er wohl auch nicht.
LG
Sisah
Liebe Sisah, warum wundert mich das jetzt nicht, dass du den Hirschhornwegerich schon kennst 😉 In den Gemüsebeeten hatte ich ihn ja auch einmal, da hat er sich zu sehr ausgesät und immer noch, nach Jahren!, tauchen hin und wieder wo Pflänzchen auf. Die Samen schlummern wohl noch in der Erde. Jedenfalls finde ich ihn praktischer in den Kästen, da habe ich ihn mehr unter Kontrolle und er geht auch zwischen den größeren Kulturen nicht unter, denn er ist ja schon recht zierlich und niedrig.
Was er nicht mag: Zu viel Nässe, da beginnt er von innen her zu faulen.
Liebe Grüße, Margit
Liebe Sisah, kommt Zeit, kommt das richtige Plätzchen 🙂
Liebe Grüße, Margit